Ernst Gebert – 1. Bürgermeister des Marktes RennertshofenRennertshofen wurde wahrscheinlich um das 7. Jahrhundert gegründet und besitzt seit 1335 das Marktrecht. Zur Marktgemeinde mit rund 5.000 Einwohnern gehören neben der Kerngemeinde selbst auch die 15 Ortsteile Ammerfeld, Altstetten, Bertoldsheim, Ellenbrunn, Emskeim, Erlbach, Hatzenhofen, Hütting, Kienberg, Mauern, Riedensheim, Rohrbach, Stepperg, Treidelheim und Trugenhofen.
Die Sitze im Marktgemeinderat verteilen sich wie folgt: CSU 5 Sitze, SPD + Unabhängige Bürger 2 Sitze, Freie Wähler 6 Sitze (+ 1.Bürgermeister), Aktive Bürger 3 Sitze. Neben den beliebten Faschingsumzügen, den Freilichtaufführungen und dem Körnerteppich der Pfarrei zum Erntedank laden auch die folgenden Sehenswürdigkeiten zu einem Besuch ein: Urdonautal und Usseltal, Barockschloss in Bertoldsheim, Höhlen aus prähistorischer Zeit in Mauern, Antoniberg und Schloss in Stepperg, Burgruine in Hütting und das Marktstraßen-Ensemble mit barocker Pfarrkirche und Renaissance-Rathaus in Rennertshofen.
Herr Bürgermeister Gebert, seit Ihrer erneuten Wiederwahl zählen Sie wohl zu den dienstältesten Bürgermeistern im Landkreis. Wie lange sind Sie nun schon Gemeindechef?
Ich bin seit 1.Mai 1978 im Amt, also über 30 Jahre.
In so vielen Jahren haben Sie wahrscheinlich fast alle Probleme in den Griff bekommen. Vor einiger Zeit gab es mal den Fall mit den vier unerklärlich erkrankten Schülerinnen, was für ziemlichen überregionalen Medienrummel gesorgt hat.
Das ist Gott sei Dank ausgestanden! Die eigentliche nachvollziehbare Ursache für diese Erkrankung haben wir bis heute nicht erfahren. Man hat sich auf die ärztliche Schweigepflicht berufen. Das muss man akzeptieren, auch wenn dies unbefriedigend gewesen ist. Wir hätten gerne die echten Gründe gewusst, zumal das Ganze damals hohe Wellen geschlagen hat. Im Nachhinein kann ich nur feststellen, dass Rennertshofen dadurch die best untersuchte Schule in ganz Bayern und darüber hinaus hat. Gefunden wurde aber nichts. Der neu verlegte Teppichboden als auch das Gebäude selbst waren gesundheitlich unbedenklich. Die Ursache der rätselhaften Erkrankung lag im außerschulischen Bereich.
Was ist derzeit aktuell?
Vor allem auch der Hochwasserschutz für Hatzenhofen und Stepperg. Ungefähr 40 Anlieger sind immer wieder von Hochwasserwellen betroffen, wie 1999, 2002 und 2005. Wir haben jetzt beantragt, dass zumindest die Planung einer Eindeichung seitens des Freistaates Bayern in Angriff genommen wird. Der Wermutstropfen dabei ist, dass der Markt Rennertshofen 50 % der Planungskosten mitbezahlen muss. Das wird vermutlich ein Betrag von 450.000 Euro sein! Das ist aber nur die Planung. Kommt es zur Planungsumsetzung, dann stellt sich die Frage: „Kann der zu errichtende Deich auch finanziert werden?“ Das Wasserwirtschaftsamt rechnet mit Herstellungskosten von ca. 15 Mio. Euro zzgl. Preissteigerung und Unvorhergesehenes. Davon soll nach heutiger Auffassung der Regierung der Markt Rennertshofen 35 % mitfinanzieren, also rd. 5 Mio. Euro! Das ist aus meiner derzeitigen Sicht für den Markt Rennertshofen finanziell nicht verkraftbar. Da muss der Staat nachbessern. Wünschenswert wäre, wenn wie in Österreich oder in einigen neuen Bundesländern der Staat 100 % der Hochwasserschutzmaßnahmen tragen würde.
Es soll angeblich ein neues Gesetz für Hochwasserschutz im Gespräch sein?
Da bin ich ja gespannt. Vielleicht kommt mit der neuen Regierung Bewegung in diese Angelegenheit. Eine derartige Kostenbeteiligung können Kommunen unserer Größe finanziell nicht schultern, denn sonst können wir unsere Pflichtaufgaben wie Kindergartenwesen, Schulwesen, Feuerwehr, Abwasser, Wasserversorgung, Straßenunterhalt und vieles mehr nicht oder kaum mehr wahrnehmen.
Reden wir jetzt mal über Ihre Finanzen. Wie hoch ist die Pro-Kopf-Verschuldung?
Wir sind nach wie vor eine finanziell gesunde Marktgemeinde. Nominal liegt unsere Verschuldung momentan bei ca. 105 Euro, aber tatsächlich – was wir wirklich aus dem Haushalt bestreiten müssen – liegen wir bei 16 Euro pro Einwohner.
Das ist doch fast gar nichts!
Der Marktgemeinderat hat rechtzeitig die Weichen dafür gestellt. Wir haben gespart aber auch alljährlich kräftig investiert. Wir konnten immer unterscheiden zwischen Wünschenswertem und Notwendigen. Schulden sind Belastungen für künftige Generationen. Alles was wir bisher mit einer guten Sachpolitik geschaffen haben, konnten wir ohne Kredite finanzieren, so dass unsere Kinder und Enkelkinder nicht belastet werden.
Wie sieht es wirtschaftlich in der Marktgemeinde aus?
Wir haben eine gesunde Struktur mit einer stattlichen Anzahl an verschiedenen Handwerksbetrieben und mehreren Einzelhandels- und mittelständischen Betrieben. Weitere Betriebe wären sicher auch bei uns wünschenswert, aber die allgemeine wirtschaftliche Situation und die Lage von Rennertshofen – nicht an Bundesstraße oder Autobahn liegend -ist nicht unbedingt ein Vorteil. Derzeit ist von einem Investor die Errichtung eines Verbrauchermarktes geplant. Wir stehen in Grundstücksverhandlungen. Der Bewerber klärt die baurechtlichen Fragen im Landratsamt ab.
Welche Projekte konnten Sie heuer durchführen?
Wir haben das „Bürgerhaus“ in Riedensheim von der Pfarrei erworben, damit die Bürger und Vereine weiterhin eine Heimat haben. Andere Maßnahmen waren der Einzelobjektschutz in Hatzenhofen und Stepperg. Wir geben 50 % Zuschuss und haben insgesamt 200.000 Euro im Haushalt für diese Einzelförderungen eingestellt. 40.000 Euro haben wir für ein Minispielfeld mit Kunstrasen finanziert, der Deutsche Fußballbund hat Kosten in Höhe von 25.000 Euro beigesteuert. Wir sind die einzige Gemeinde im Landkreis neben der Stadt Neuburg, die ein solch gefördertes Minispielfeld erhalten hat. Das ist eine schöne Sache für Schüler und jugendliche Freizeitkicker, die außerhalb von Schule und Verein Fußballsport betreiben wollen. Den Kanal- und Straßenbau in Rohrbach haben wir abgeschlossen. Rohrbach war eine Großbaustelle. Die Investitionen lagen bei rd. 1,8 Mio. Euro. Das Orts- und Straßenbild von Rohrbach hat gewonnen und ist erheblich aufgewertet worden.
Welche größeren Baumaßnahmen kommen als nächstes dran?
Wir sind gerade dabei ein neues Baugebiet in Stepperg mit voraussichtlich 29 Bauplätzen auszuweisen. Das Bebauungsplanaufstellungsverfahren ist eingeleitet. Im nächsten Jahr können wir voraussichtlich mit dem Kanal- und Straßenbau beginnen. Rund 700.000 Euro werden diese Maßnahmen für sich beanspruchen. Außerdem soll heuer noch die Entscheidung für einen neuen Standort für die Freiwillige Feuerwehr Rennertshofen fallen, damit bauliche Maßnahmen im nächsten Jahr beginnen können. In nächster Zeit stehen auch Kanalsanierungsmaßnahmen in den Ortsteilen Ammerfeld, Emskeim und Altstetten an, die bis spätestens 2013/14 durchgeführt sein müssen; Kostenfaktor: ca. 2,6 bis 2,7 Mio. Euro. Dafür gibt es keine staatlichen Zuschüsse, weil der Freistaat Bayern seit 2005 Sanierungsmaßnahmen nicht mehr fördert. Eventuell kommt auch noch eine Kanalsanierungsmaßnahme im OT Riedensheim auf uns zu. Anzudenken sind auch energetische Maßnahmen am Volksschulgebäude und an der Doppelturnhalle und manch anderes mehr.
Welche Pläne stehen für die weitere Zukunft an?
Wir überlegen, ob die Städtebauförderung in der Kerngemeinde angegangen werden soll. Derzeit stellen sich Architekten im Marktgemeinderat vor, um eine Entscheidung treffen zu können. Das Thema Städtebauförderung wurde schon mal 1991/92 im Marktgemeinderat erörtert. Damals hatte auch die Regierung von Oberbayern die Meinung vertreten, dass im Markt Rennertshofen kein Handlungsbedarf besteht. Der Marktgemeinderat hat 1996 einstimmig beschlossen keine Sanierungssatzung zu erlassen. Inzwischen sind ja etliche Jahre vergangen und nun stellt sich erneut die Frage: Könnten wir etwas machen? Aber dann müssten auch z.B. die Hinterhöfe der Anlieger mit einbezogen und die Bürger selbst mit aktiv werden und Grundstücksbesitzer mitfinanzieren. Wir werden sehen, wie sich die Sache entwickelt. Überlegt wird auch, ob Dorferneuerungsmaßnahmen in bestimmten Ortsteilen in Angriff genommen werden sollen bzw. können. Voraussetzung unter anderem hierfür ist auch eine aktive Bürgerbeteiligung.
Wie ist es um das Kulturleben in Rennertshofen bestellt?
Wir haben 64 Vereine und ein vielfältiges, reges Vereinsleben. Das kulturelle Highlight im letzten Jahr war die Freilichtaufführung „Im Namen der Rose“ vom Festspielverein Rennertshofen. Das war ein großartiger Erfolg. Der Markt Rennertshofen hatte eine Ausfallbürgschaft in Höhe von 60.000 Euro übernommen, die nicht beansprucht werden musste. Weit über die Grenzen unserer Marktgemeinde hinaus bekannt sind auch unsere beiden Faschingsumzüge in Rennertshofen und in Bertoldsheim. Auch in den anderen Vereinen pulsiert das kulturelle und gesellschaftliche Leben. Wer sich am Kultur- und am Vereinsleben beteiligen möchte, hat in Rennertshofen viele Möglichkeiten. Als einzige Gemeinde im Landkreis haben wir auch noch ein Kino.
Was wünschen Sie sich persönlich und für die Gemeinde?
Für mich persönlich Gesundheit und für die Gemeinde weiterhin eine so gute Entwicklung wie bisher sowie ein gutes Miteinander in der Bürgerschaft.
Was wünschen Sie unseren Lesern?
Dass das Brennessel-Magazin weiterhin so attraktiv, vielfältig, bunt und abwechslungsreich bleibt, weiterhin das Wichtigste pointiert und prägnant darstellt. Auch die Aufmachung ist gut. Das muss ich anerkennend sagen.