Fr. Mrz 29th, 2024

Langjähriger Stadt- und Kreisrat, Werkreferent (Stadtwerke ND) Amtsgerichtsdirektor a.D.

In der Kommunalpolitik gilt der 71-Jährige als „alter Hase“, der genau weiß, was er will. Schon seit 33 Jahren mischt Rudolf Mayr als Stadt- und Kreisrat in der regionalen Politik mit, engagierte sich zusätzlich in zahlreichen Ausschüssen und ist seit 15 Jahren Werkreferent der Stadt Neuburg. In dieser Funktion vermittelt er zwischen Stadtrat und Stadtwerke und befasst sich u.a. mit dem Wettbewerb auf dem Strom- und Gasmarkt. In letzter Zeit stand jedoch der geplante Neubau der Stadtwerke im Mittelpunkt.

Mit dem ersten Spatenstich Anfang Juli begann nun endlich die Verwirklichung dieses Projekts. Warum hat es so lange gedauert?

Die Diskussion um das Für und Wider zog sich überlang hin: Braucht man überhaupt neue Stadtwerke? Der Stadtrat entschloss sich letztendlich dazu, denn das Gebäude am Brandl ist sehr verschachtelt, der Bauzustand nicht der beste. Es hat sogar schon reingeregnet. Der jetzige Standort am Brandl ist zudem verkehrstechnisch schlecht angebunden; die Lager sind auf 5 – 6 Plätze in der Stadt verteilt. Außerdem besteht bei extremen Hochwasser wie 1999 und 2002 die Gefahr, dass die Stromversorgung zusammenbricht. Eine weitere Verzögerung brachte die Frage, ob die Stadtwerke nach der Liberalisierung auf dem Strommarkt überleben können. Ja, können sie – entsprechend der derzeitigen wirtschaftlichen Situation sogar sehr gut.

Auch über den Standort wurde lange diskutiert. Warum?

Es standen etliche Grundstücksflächen zur Debatte. Das „Meilinger-Grundstück“ wurde dann gekauft, hätte aber nicht ausgereicht. Die jetzige 10.000 qm große Fläche an der Heinrichsheimstraße ist ideal für die Stadtwerke. Ursprünglich war das Grundstück als Erweiterungsgelände für den daneben liegenden Friedhof vorgesehen. Nachdem der Friedhof in der Innenstadt (Franziskanerstraße) aufgrund des Widerstands dann doch nicht wie geplant geschlossen wurde, benötigte man das Gelände nicht mehr. Dieses große, wegen der Friedhofsnähe nicht leicht verwertbare Grundstück kann nun doch einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden. Eine weitere Verzögerung ergab sich durch den Wettbewerb zum Bauvorhaben, der geraume Zeit in Anspruch nahm. Jetzt mit dem ersten Spatenstich gibt es kein Zurück mehr!

Sie waren von 1974 bis zu Ihrer Pensionierung Richter am Amtsgericht Neuburg und seit 1982 zugleich Direktor. Hat Ihnen Ihre Arbeit Spaß gemacht?

Ja, sehr! Ich würde diesen Beruf sofort wieder ergreifen. Viele glauben, die „Richterei“ wäre eine trockene Materie, ist es aber nicht. Die Paragraphen sind nur das „Gerippe“. Dazu kommt noch das „Fleisch“, nämlich der Fall. Man kommt dabei mit Menschen in allen Lebenslagen in Berührung. Auch denken die meisten Leute beim Begriff „Gericht“ gleich an Strafsachen. Das ist aber nur 1/3 der Tätigkeit, ein weiteres Drittel sind Zivilsachen und 1/3 die so genannte „Freiwillige Gerichtsbarkeit“ wie Grundbuch, Registergericht, Nachlass, Vormundschaft, Betreuungsrecht etc. Die richterliche Tätigkeit ist also breit gefächert und sehr abwechslungsreich.

Während Ihrer Amtszeit hatten Sie sicherlich traurige und lustige Erlebnisse. Erinnern Sie sich an eine Anekdote?

Ja, zum Thema Scheidung fällt mir was ein: Eine Ehefrau wollte sich scheiden lassen. Wir versuchten eine Versöhnung, um beide evtl. wieder zusammenzubringen. Dabei sagte sie: „Wenn er wieder so wäre, wie ich ihn geheiratet habe, dann tät’ ich ihn schon wieder nehmen!“ Daraufhin hab ich sie gefragt: „Glauben Sie allen Ernstes, dass SIE noch so sind, wie Sie waren, als er Sie geheiratet hat?“ — Einmal wollte sich ein weit über 80 Jahre alter Ehemann scheiden lassen, der schon 40 Jahre getrennt von seiner Frau gelebt hatte. Ich fragte ihn: „ Wieso wollen Sie sich jetzt scheiden lassen? Sie könnten doch weiterhin getrennt leben.“ Darauf antwortete er: „Bevor ich sterbe, möchte ich meine Sachen alle geregelt haben!“

War „Richter“ schon immer Ihr Berufswunsch?

Nein! Als Kind wollte ich „Ausgeher“ werden. Der trug damals die Briefe der Stadt Neuburg aus und war immer so schön angezogen – bewundert und beneidet von uns Kindern, da wir selbst oft ziemlich dreckig von der Mithilfe beim Dreschen waren. Später wollte ich nach dem Abitur Chemie oder Medizin studieren, aber dafür war damals bei meinen Eltern, einem Schreinermeister-Ehepaar, kein Geld vorhanden. So begann ich 1954 eine Ausbildung zum Rechtspfleger beim Amtsgericht Neuburg. Nebenbei studierte ich Rechtswissenschaften, legte 1960 mein 1. und 1964 mein 2. juristisches Staatsexamen ab und war anschließend als Regierungsassessor juristischer Nebenbeamter des Leiters der JVA Landsberg, später im Wechsel entweder als Richter am Amtsgericht Ingolstadt oder als Staatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft München II, Zweigstelle Ingolstadt tätig. Ab 1974 arbeitete ich als Richter am Amtsgericht Neuburg, acht Jahre später wurde ich dort Direktor, war aber neben den Verwaltungsaufgaben weiterhin bis zu meiner Pensionierung 1999 richterlich tätig.

Sie waren und sind ehrenamtlich sehr engagiert?

Ja, unter anderem war ich 6 Jahre lang Vorsitzender des Neuburger Liederkranzes, mehrere Jahre Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes ND und Stellvertreter des Kreisvorsitzenden der CSU, seit 1972 bin ich im Stadtrat und im Kreistag und in etlichen Ausschüssen, seit 1978 Fraktionsvorsitzender der CSU im Kreistag, seit über 20 Jahren im Verwaltungsbeirat des Fonds der Hofkirche ND und seit 1998 Mitglied des Bayerischen Verfassungsgerichtshofes.

So viele Ehrenämter neben Ihrem Fulltime-Job als Richter. Da blieb wohl nicht viel Zeit für Ihre Familie und Hobbys übrig?

Meine Familie hat mich hierbei schon unterstützt, obwohl es meiner Frau zuweilen schon ein bisschen zu viel war. Hobbys? Neben meiner Berufstätigkeit und der kommunalpolitischen Tätigkeit ist nicht viel Zeit geblieben, weshalb ich an freien Abenden gern zuhause war. Jetzt als Pensionist pflege ich die Geselligkeit an zwei Stammtischen oder arbeite im Garten. Letzteres ist aber kein reines Hobby. Wenn ich angefangen habe, dann gefällt es mir, aber bis ich halt mal anfange……..

Über was können Sie sich ärgern oder freuen?

Unehrlichkeit! Beruflich hat mich das nie geärgert. Da wusste ich, dass ich ständig angelogen werde. Aber privat kann ich das gar nicht leiden. Große Freude bereitet haben mir meine Kinder. Außerdem mag ich gute Gesellschaft, die kann durchaus humorig sein auf einem gewissen Niveau. Ansonsten freu’ ich mich eigentlich immer – wenn ich mich nicht grad ärgere.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Gesundheit und ein langes Leben!

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