1. Bürgermeister Dr. Karlheinz StephanHerr Dr. Stephan, wie war das Jahr 2009 für Schrobenhausen?
Mitten in der Finanzkrise und der daraus resultierenden Wirtschaftskrise war es – wie erwartet – ein schwieriges Jahr. So mussten wir noch vor der Sommerpause eine Haushaltssperre verfügen, weil wir merkten, dass die Gewerbesteuereinnahmen wegbrechen. Allerdings konnten wir dann im Herbst unerwartete Gewerbesteuernachzahlungen verzeichnen, so dass wir zum Jahresende fast eine Punktlandung bezüglich unserer Haushaltsplanung hingekriegt haben. Wir sind also nochmals mit einem „blauen Auge“ davon gekommen.
Schrobenhausen ist eigentlich stark mit Handwerkbetrieben, mittleren und großen Unternehmen besiedelt. So gesehen kann es doch gar nicht so schlimm kommen oder?
Das ist absolut richtig. Bei allen Gesprächen, die ich im Laufe des Jahres mit den Mittelständlern geführt habe – vor allem mit den kleineren Betrieben – die sagen alle: „Krise? Was ist Krise?“ Unsere Haupteinnahmen generieren sich jedoch durch die großen, international operierenden Unternehmen wie die Firma Bauer, und an denen ist die Krise nicht spurlos vorüber gegangen. Das trifft uns natürlich ganz stark. Aber wie gesagt: Durch glückliche Umstände kommen wir auf eine schwarze Null-Nummer raus.
Welche größeren Investitionen haben Sie 2009 getätigt?
Wir haben so viel gemacht, dass ich gleich am Überlegen bin: Zunächst fällt mir unsere Baumaßnahme am Omnibusbahnhof ein, die sich ein halbes Jahr hingezogen hat. Wir haben weiterhin an unserem neuen Feuerwehrhaus gebaut. Leider ist der 3. Bauabschnitt noch nicht ganz fertig gestellt, aber ich hoffe, dass er im ersten Quartal des neuen Jahres seinen Abschluss findet. Damit geht dann ein Bauprojekt zu Ende, das sich über knapp sechs Jahre hingezogen hat. Wir haben außerdem drei Brücken saniert. Darunter war auch der Abriss des alten Wehrs bei unserem Freibad. Ein wunderschön gelungenes Ambiente ist dort entstanden, mit einer so genannten rauen Rampe, einer Fischtreppe, die die ökologische Durchgängigkeit des Wasserlaufs wiederhergestellt. Wir haben die Baumaßnahme mit einem Gummientchen-Rennen eingeweiht. Es war ein schönes Event in Kombination mit unserem Kindertag in der Stadt. Wir haben verschiedene Straßensanierungen durchgeführt; die Generalsanierung der Zentralkläranlage hat auch das ganze Jahr dominiert. Diese soll im nächsten Jahr zum Abschluss gebracht werden. Dann sind wir im Bereich Abwasserbeseitigung wieder top aufgestellt auch im Hinblick auf die nächste Generation.
Alles was Sie nun so geschildert haben, macht zusammen bestimmt ein paar „Milliönchen“ aus oder?
Es sind in der Tat Investitionen im deutlich siebenstelligen Bereich. Wir haben – das ist eigentlich phantastisch – in den letzten drei Jahren knapp 35 Mio Euro in die Infrastruktur der Stadt investiert!
Was hat sich im Bereich „Jugend“ getan?
Speziell für die junge Generation wurde in unserer städtischen Sportanlage ein Skater-platz gebaut. Der ist allerdings schon ein Jahr vorher fertig gestellt worden. Wie man nun sieht, wird er sehr gut angenommen. Diese 25.000 Euro waren also gut investiertes Geld. Ansonsten haben wir das Jugendzentrum Zoom, das gut ankommt, sowie die vielen Vereine, die in vielfältigster Weise Angebote für die Jugendlichen schaffen. Als Bürgermeister bin ich natürlich sehr dankbar, dass nicht alles die Stadt schultern muss, sondern die vielen Vereine mit ihrem ehrenamtlichen Engagement dies übernehmen. Wir haben in Schrobenhausen ja das Ehrenamtsprojekt ARGE „Silberne Raute“ bereits seit zehn Jahren, die sich darum kümmern, dass die Ehrenamtlichen, die ihre Freizeit opfern, auch Anerkennung erfahren.
Welche Pläne, Wünsche und Projekte sind 2010 angesagt?
Das wird die Politik in den nächsten Wochen entscheiden, wenn es in die Haushaltsberatungen 2010 geht. 2010 wird mit Sicherheit das schwierigste Jahr seit vier, fünf Jahren werden. Wir rechnen damit, dass die Gewerbesteuereinnahmen weiter zurück gehen und auch der Anteil an der Einkommensteuer deutlich sinken wird. Das Steuerentlastungsprogramm der Bundesregierung schlägt ebenfalls auf die Kommunen durch, so dass die Formel für das Jahr 2010 lauten wird: Begonnenes plus Konjunkturpaket fertig stellen und alles Übrige und Wünschenswerte zurück stellen!
So drastisch wird es werden?
Wenn ich die Gewerbesteuer 2010 mit den Einnahmen der Jahre 2002 bis 2005 vergleiche, dann sind wir immer noch auf einem sensationell hohen Niveau! Wenn ich sage: Die Gewerbesteuer bricht weg, dann vergleiche ich es mit dem gigantischen Rekordjahr 2008, das wir so schnell nicht mehr erleben werden, weil es unnormal war. Renditen von unglaublichem Ausmaß, und die Finanz- und Wirtschaftskrise waren erst am Entstehen. Das Jahr 2008 war irrreal! Weil der kommunale Finanzausgleich immer mit dem vorvorletzten Jahr korrespondiert, d.h. 2010 mit 2008, geraten wir jetzt in ein schwieriges Fahrwasser. Das heißt, wir müssen uns über das Jahr 2010 hinweg helfen. Wir können nicht alles machen, was wir gerne machen würden. Aber ich denke, dass auch die Verwaltung wieder Zeit braucht, um durchzuschnaufen. 35 Mio. Euro haben wir während der letzten drei Jahre verbaut, das heißt ja auch, dass nicht nur draußen, sondern auch drinnen an den Schreibtischen viel los war. Der Verwaltung im Rathaus tut es ganz gut, wenn wir wieder ein bisschen in eine flachere Kurve reinkommen. Meine Leute freuen sich, wenn sie endlich wieder richtig durchschnaufen können.
Ende November wurde die Genossenschaft „Stadtmarketing Schrobenhausen“ und Sie zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Zur Belebung der Innenstadt wollen wir mit Hilfe des Stadtmarketings ein professionelles Leerflächenmanagement installieren, das zum einen die Leerstände erfasst, den Eigentümern verschiedene Nutzungsalternativen aufzeigt und schlussendlich Kontakte zu potenziellen Interessenten vermittelt. Außerdem wollen wir Besuchern der Innenstadt unterschiedlichste Veranstaltungen anbieten. Stellvertretend hierfür sei der Kindertag oder auch die „Lange Nacht der Museen“ genannt.
Was wünschen Sie den Bürgern der Stadt Schrobenhausen und Umgebung?
Selbstverständlich wünsche ich allen ein gutes neues Jahr 2010. Bei all den Befürchtungen und Sorgen, die jeder einzelne hat und vor dem Hintergrund, dass keiner weiß, ob die staatlichen Maßnahmen wie Wachstumsbeschleunigung und Konjunkturpaket greifen und wie es um den persönlichen Arbeitsplatz und das persönlich verfügbare Einkommen bestellt sein wird, wünsche ich jedem, dass seine Erwartung erfüllt wird und natürlich – was noch wichtiger ist – Gesundheit!