Mo. Dez 2nd, 2024

Sportminister gegen Teilnahme russischer Athletinnen und Athleten an internationalen Sportereignissen unter neutraler Flagge – Gesonderte Unterstützung für Sportstätten gefordert – Blick auf Special Olympics und EURO 2024 sowie Perspektiven für deutsche Olympia-BewerbungFrankfurt – Zum Abschluss der 47. Sportministerkonferenz in Frankfurt am Main haben sich die 16 Länder und der Bund in einem Beschluss gegen die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ausgesprochen, russische und belarussische Sportler wieder als neutrale Athletinnen und Athleten an internationalen Wettkämpfen teilnehmen zu lassen.

Auf der Konferenz, die vom 11. und 12. Mai auf dem Campus-Gelände des Deutschen Fußballbundes in Frankfurt stattgefunden hat, betonte Bayerns Sportminister Joachim Herrmann, Vorsitzender der Sportministerkonferenz: „Die Achtung der Menschenrechte und friedlichen Beziehungen zwischen den Nationen sind die Grundlagen des internationalen Sports. Russland missachtet und ignoriert diese Grundlagen, verstößt massiv gegen die olympischen Werte und führt diesen inmitten des olympischen Friedens begonnenen Krieg mit unverminderter Härte fort.“

Herrmann erinnerte darüber hinaus daran, dass nicht nur der Krieg in der Ukraine, sondern auch die Corona-Pandemie und die Energiekrise die Gesellschaft verunsichert und erschöpft haben. „Umso wichtiger sind in diesen Zeiten Orte der Begegnung, an denen eine Auszeit vom Alltag genommen und wieder Kraft für die bevorstehenden Herausforderungen gesammelt werden kann. Solche Orte der Begegnung sind unsere Sportvereine, oder konkreter: Es sind unsere Sportstätten.“ Trotz umfangreicher Hilfsmaßnahmen, um Einschränkungen des Sportbetriebes während der Energiekrise zu verhindern, gebe es auch unter den Sportvereinen und Sportverbänden Härtefälle, die einer gesonderten Unterstützung bedürfen. Die SMK appelliere daher an den Bund, nicht nur die Kultur, sondern auch den Sport über entsprechende Härtefallregelungen zu entlasten. „Konkret bitten wir den Bund, das Erdgas-Wärme-Preisbremsengesetz dahingehend anzupassen, dass auch kommunale Badbetreiber eine angemessene Entlastung erfahren.“ Der Bund habe auch eine besondere Verantwortung für den Spitzensport. Nach Auffassung der Sportministerkonferenz muss er auch die Förderung der Trainingsstätten im Hinblick auf die Energiepreissteigerungen anpassen.

Bundessportministerin Nancy Faeser: „Der Sport muss den brutalen russischen Angriffskrieg weiterhin in aller Klarheit verurteilen. Das geht nur mit einem kompletten Ausschluss russischer und belarussischer Athleten. Es gibt keinerlei Grund für eine Rückkehr Russlands in den Weltsport. Der Ukraine – und dem ukrainischen Sport – gilt weiter unsere volle Unterstützung und unsere Solidarität. Deshalb haben wir es auch möglich gemacht, dass sich ukrainische Athleten in Deutschland auf große Wettbewerbe vorbereiten können.

Wir werden mit den Special Olympics World Games in diesem Sommer und der Fußball-Europameisterschaft 2024 zeigen, dass Deutschland als großartige Sportnation und gu-ter Gastgeber auch wieder reif ist für olympische und paralympische Spiele. Gemeinsam mit dem DOSB haben wir einen offenen Prozess gestartet, um die Perspektiven für eine möglichst erfolgreiche Bewerbung zu entwickeln. Wir wollen Vorbild für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Menschenrechte sein.“

Der Hessische Sportminister Peter Beuth, Sprecher der Unionssportministerinnen und -sportminister, sprach sich im Zusammenhang mit der Diskussion um die Wiederzulassung russischer und belarussischer Athleten zu internationalen Wettkämpfen für eine Änderung der Olympischen Charta aus. Diese soll um eine Passage erweitert werden, so dass eine Nation, die einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg führt und den olympischen Frieden bewusst bricht, grundsätzlich von den laufenden oder folgenden Olympischen Spielen auszuschließen ist. „Die Entscheidung des IOC hat die gesamte Sportwelt gespalten. Sie widerspricht nicht nur moralischen Prinzipien, sondern auch der olympischen Idee. Die Idee der Olympischen Spiele basiert auf Völkerverständigung, Fairplay und Frieden und ist von Russland mit Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges verletzt worden. Allein deshalb hätte das IOC, das dem Schutz der olympischen Werte verpflichtet ist, Haltung zeigen müssen und eine Teilnahme russischer Athletinnen und Athleten verhindern müssen. Stattdessen hat es die Entscheidungen auf die Sportverbände abgewälzt, von denen sich einige für den Ausschluss von russischen und belarussischen Athleten ausgesprochen haben und einige die Teilnahme ermöglichen wollen. Der IOC hat damit die Sportwelt entzweit und der Integrität des Sports geschadet. Um die Sportwelt wieder zu vereinen, sollte der IOC seine Beschlüsse und Empfehlungen korrigieren, seine Olympische Charta überarbeiten und damit dem Olympischen Frieden neues Leben einhauchen“, so der hessische Sportminister.

Hamburgs Sportsenator Andy Grote, Sprecher der SPD-Sportministerinnen und Sportminister betonte im Zusammenhang mit dem Bericht der EURO 2024 GmbH, dass Sport-großveranstaltungen gerade in Krisenzeiten zu einem Ereignis verbindender Kraft werden müssen, die eine offene, freie und demokratische Gesellschaft weiterhin spürbar und international sichtbar machen. „Die EURO 2024 bietet die Chance, einen hohen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen, der die Bereiche Zusammenhalt, Vielfalt, Teilhabe und Inklusion, Toleranz und Respekt umfasst und in der Gesellschaft auch über die Sphäre des Fußballs hinaus erlebbar macht.“ Die Sportministerkonferenz bekräftigt dabei zudem die Notwendigkeit einer nachhaltigen Durchführung. Grote: „Mit den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris, der Fußball-Europameisterschaft sowie den Special Olympics World Games in Deutschland holen wir den internationalen Sport zurück in das Herz von Europa. Wir wollen die Chance nutzen und hier die Europäische Idee von Solidarität und Vielfalt leben.“

Diese Solidarität drückt sich, so Andy Grote, insbesondere auch im klaren Bekenntnis zur Unterstützung der ukrainischen Sportlerinnen und Sportler aus, um Ihnen eine Teilnahme bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris zu ermöglichen. Er begrüßt das wichtige Signal von Bund und Sportministerkonferenz, dass russischen und belarussischen Sportlerinnen und Sportlern eine Visaerteilung untersagt werden sollte. Gleichzeitig unterstütze die Sportministerkonferenz die Positionierung des organisierten Sports in Deutschland, dass russische und belarussische Athleten und Funktionäre vom internationalen Wettkampfsport ausgeschlossen werden sollen.

Kinder und Jugendliche profitieren sowohl für ihre Gesundheit, als auch für ihre persönliche Entwicklung insgesamt sehr davon, wenn Sie schon von klein an Zugang zu sportlichen Angeboten wahrnehmen können, so Grote weiter. Ganz besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang auch die Frage der gesellschaftlichen Teilhabe und dem Gefühl des „Dazugehörens“. Sportsenator Grote betont, dass man daher auch und gerade sicherstellen muss, dass allen Kindern, insbesondere auch diese aus einkommensschwachen Haushalten, die Mitgliedschaft in einem Sportverein ermöglicht werden muss. Daher setzt sich die Sportministerkonferenz mit Nachdruck dafür ein, dass dies auch künftig gesichert wird. – Pressesprecher: Oliver Platzer, Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration

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