Sa. Apr 20th, 2024

Stadt Rain am Lech – 1. Bürgermeister Gerhard Martin

Herr Bürgermeister Martin, Sie sind schon sehr lange im Amt?
Ja, ich wurde 1990 zum Bürgermeister gewählt, bin es also nun schon seit 19 Jahren.

Ein SPD-Kandidat wurde im damals noch total „schwarzen“ Bayern Bürgermeister? Wie haben Sie das geschafft?
Ich bin der Überzeugung, dass in Städten unserer Größenordnung Bürgermeisterwahlen in der Regel vor allem Persönlichkeitswahlen sind, die zunächst einmal davon abhängen, wer sich dafür bewirbt, unabhängig von der Partei, für die man antritt. Vor 19 Jahren wollte die Mehrheit der Bevölkerung anscheinend jemanden für das Bürgermeisteramt, der bisher nicht in der Stadt integriert war, also von außen kam. Bei der darauf folgenden Wahl hat man schon meiner Persönlichkeit vertraut und mich seit dieser Zeit akzeptiert. Das Entscheidende ist doch: Wie kommt man mit seinen Bürgern zurecht? Und sind sie mit der Arbeit und mit der Person zufrieden? Bei zwei Wahlen gab es keine Gegenkandidaten. Das spricht doch dafür, dass man das Vertrauen der gesamten Bevölkerung besitzt.

In den letzten Jahren haben sich in Rain etliche Firmen angesiedelt. Wie kam es dazu?
Wir haben unsere engen Kontakte mit den ansässigen Firmen stets sehr intensiv gepflegt und insbesondere deren Erweiterungswünsche berücksichtigt. Über diese Firmen war es dann auch möglich, Kontakte zu anderen ansiedlungswilligen Firmen zu knüpfen. Das meiste sind jedoch ortsansässige Unternehmen, denen wir die Möglichkeit zur Expansion gegeben haben. Die Stadt Rain hat im Einvernehmen mit dem gesamten Stadtrat dafür sehr viele Grundstücke gekauft und Geld in die Infrastruktur gesteckt. Das war die Grundvoraussetzung für die Ansiedlungen.

Und jetzt ist das Stadtsäckel leer?
Die Pro-Kopf-Verschuldung beträgt derzeit 1.300 Euro. Das ist über dem bayerischen Landesdurchschnitt und vor allem auf die Investitionen zurückzuführen, die wir in den letzten Jahren getätigt haben. Wir sind aber über die Parteigrenzen hinweg der Meinung, dass von Investitionen in die Infrastruktur, also in Schulen, Kindergärten, Straßen oder in Grundstücke, um Erweiterungen zu ermöglichen, nicht nur eine, sondere mehrere Generationen Nutzen davon haben und es deshalb durchaus akzeptabel ist, wenn der Schuldenabbau 10 – 15 Jahre dauern wird.

Welche Projekte sind in der Zukunft geplant?
Die entscheidende Attraktion heuer ist vor allem die Gartenschau in Rain vom 29. Mai bis 23. August. Wir sind auch dabei, das kurfürstliche Schloss zu sanieren. Es beherbergt kulturelle Einrichtungen wie Musikschule, Stadtkapelle, Vereine, Mutter-Kind-Kreise usw. Die Außenrenovierung wird heuer abgeschlossen und dann geht es an die Innensanierung. Das wird uns die nächsten Jahre sehr stark beschäftigen. Wir müssen auch unsere Umgehungsstraße fertig stellen. Außerdem haben wir die große Hoffnung, dass an der Ostseite der Hauptstraße das Projekt „Bayertor“ umgesetzt werden kann, mit den Bereichen Einzelhandel, Betreutes Wohnen und ähnliche Dinge. Insbesondere bei der Hauptschule werden in den nächsten Jahren Sanierung arbeiten auf uns zukommen.

Bist jetzt haben wir nur über die positiven Dinge gesprochen, aber sicherlich drückt auch irgendwo der Schuh?
Natürlich! In den letzten Jahren hatten wir Schwierigkeiten bei den Gewerbesteuereinnahmen. Das scheint jetzt einigermaßen überwunden zu sein und wir hoffen, dass sie nun stabil bleiben oder sich gar verbessern. Wir wären auch sehr froh darüber, wenn sich weitere Einzelhändler in der Stadt ansiedeln würden. In vielen Bereichen wäre das sehr wichtig. Eine große Herausforderung ist auch die Sanierung der Hauptschule. Das ist meine Hauptsorge derzeit.

Gibt es in Rain auch ein Gymnasium?
Nein, leider nicht. Aus unserer Sicht wäre es wünschenswert; der Landkreis Donauwörth als Sachaufwandträger hat sich aber anders entschieden. Wir haben aber trotzdem eine sehr breite Schullandschaft mit einer großen Grundschule als eigenständige Schule, einer großen Hauptschule mit vielen verschiedenen Angeboten wie Ganztagesklasse, M-Zweig usw. und eine sehr große Realschule mit über 700 Schülern.

Wie sehen Sie die Rainer Struktur auf längere Sicht?
Es gibt eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung für Städte über 5.000 Einwohner. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde uns attestiert, dass wir eine stabile Stadt sein werden, d.h. es wird bei uns auch Verschiebungen im Altersdurchschnitt geben, sie werden jedoch nicht so dramatisch ausfallen wie in anderen Gegenden Deutschlands. In den 90er Jahren hatten wir ja große Zuwächse. Auch in Zukunft wird sich unser Bevölkerungswachstum leicht positiv entwickeln. Die Anzahl der Kindergartenkinder ist zurückgegangen. Dafür haben wir jetzt eine Krippengruppe mit Kleinkindern unter 3 Jahren. Ich glaube, dass unsere Kindergärten inklusive der Kinderkrippe insgesamt eine gute Zukunft haben werden.

Wie wird sich die derzeitige Wirtschaftskrise auf Rain auswirken?
Wir sind sehr stark auf die Bereiche Nahrungsmittelindustrie, Gartenbedarf und Handel ausgerichtet. Deshalb sind wir sehr optimistisch, dass wir weniger davon betroffen sein werden. Natürlich gibt es auch Maschinenbauunternehmen in unserer Stadt. Da ist eine Vorhersage schon schwieriger. Allerdings handelt es sich hier um sehr spezielle Maschinen, weshalb wir davon ausgehen, dass sie vom Sog der Krise nicht zu stark beeinträchtigt werden. Sollten alle Leute weniger Geld haben, wird sich das letztendlich in ganz Deutschland auswirken, aber wir gehen trotzdem aus, dass wir hier keine großen Einbrüche haben werden. So sehen es auch die Inhaber der größeren Firmen hier.

Arbeitsplatzabbau ist also derzeit kein Thema in Rain?
Wir haben – wie Neuburg und Eichstätt auch – eine sehr gute Ausgangsposition was die Arbeitslosenzahlen betrifft. Es steht eine 2 vor dem Komma. Auch wenn der eine oder andere Arbeitslose wegen der prognostizierten schlechten Konjunktur dazu kommen würde, macht uns das keine großen Sorgen, wobei natürlich jeder Arbeitslose einer zu viel ist!

Welche persönlichen Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Ich hoffe, dass ich die nächsten fünf Amtsjahre gesund und munter durchstehen werde. Dass sich meine Familie weiterhin so prächtig wie bisher entwickelt. Und weil ich ein Mensch bin, der sich über seine Arbeit definiert, wünsche ich mir, dass sich in unserer Stadt das umsetzen lässt, was wir uns vorstellen, dass Rain blüht und gedeiht und wir heuer zur Gartenschau viele Gäste haben werden.

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