Do. Mrz 28th, 2024

Vier Wisente aus Kleinhohenried bilden den Grundstock für eine neue Herde im Nachbarbundesland

Karlshuld – Das Wisentgehege im Donaumoos fungiert als Geburtshelfer für eine neue Weide in Baden-Württemberg. In einigen Wochen sollen vier Kühe aus dem Areal beim Haus im Moos im Karlshulder Ortsteil Kleinhohenried in das benachbarte Bundesland umziehen. Am Montag kam Besuch von dort
ins Donaumoos, um sich zu informieren und um sich ein Bild von den Tieren zu machen.

Was die Gäste aus der Stadt Neresheim und der Gemeinde Nattheim zu sehen bekamen, gefiel ihnen offenbar. „Das ist eine Kooperation, die hoffentlich viele Jahren hält“, erklärte der Neresheimer Bürgermeister Thomas Häfele nach der Besichtigung der Tiere. Vier Kühe werden er und seine Mitstreiter voraussichtlich im November aus dem Donaumoos übernehmen: die zwei Jahre alte Sporona, die ein Jahr ältere Branita sowie Dalida und Donröschen, die mit 20 beziehungsweise 18 Jahren schon ältere Damen sind. Für Amtstierarzt Johannes Riedl, der als Zuchtleiter die Verantwortung für das Wisentgehege im Donaumoos hat, bildet dieses Quartett den idealen Grundstock für ein neues Gehege.

Läuft alles nach Plan, soll dort im kommenden Jahr auch die Zucht beginnen. „Es freut uns wirklich, dass so nah bei uns etwas entsteht“, so der Fachmann, der auch auf einen regen Austausch bei der Zucht hofft. Denn beide Gehege trennen nicht einmal 100 Kilometer voneinander. Eine Fläche von insgesamt 35 Hektar – komplett in kommunaler Hand – wartet auf der Schwäbischen Alb auf die Wisente. Das ist gut dreimal so viel wie im Donaumoos. Anders als im Niedermoor handelt es sich beim neuen Areal um eine Mischung aus Wiesen, Wäldern und Heiden. „Wir sind schnell draufgekommen, dass wir den Wisent als Landschaftsgestalter haben wollen“, erklärte Bürgermeister Häfele den Ansatz, der mit der ersten Idee vor rund zweieinhalb Jahren begonnen hatte. Vom größten Landsäugetier Europas erhoffen sich die Baden-Württemberger einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Artenvielfalt. Sein Nattheimer Amtskollege Norbert Bereska sieht im neuen Gehege ein wichtiges Heimatprojekt. „Daher freut es mich, dass wir nun kurz vor dem
Ziel stehen.“

Das sehen auch die Partner im Donaumoos so. „Sie tragen mit Ihrem Projekt zum Erhalt der Art bei“, erklärte Vize-Landrätin Rita Schmidt, die im Neresheimer Gehege „eine tierische Verbindung“ zwischen Bayern und Baden-Württemberg sieht. Und zwar eine, die ihren Worten zufolge jahrzehntelang halten soll. Werner Hecht, amtierender Bürgermeister von Karlshuld, sprach sich deshalb dafür aus, solche Kontakte zu pflegen und weiter auszubauen. Diesen Plan verfolgt auch Michael Hafner, Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbands, der als Projektträger der Herde im Donaumoos fungiert. „Ich bin froh, dass sich ein neues Gehege findet“, sagte er bei der Präsentation der Tiere. Denn der Erhalt der nach dem Ersten Weltkrieg beinahe komplett ausgestorbenen Art ist in seinen Augen einen solchen Beitrag wert. „Und das muss es uns auch als Gesellschaft wert sein.“

Mit der reinen Haltung ist es in Neresheim und Nattheim allerdings nicht getan. Dazu kommt eine umfassende wissenschaftliche Begleitung durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg. „Wir wollen Erkenntnisse darüber, wie sich die Beweidung positiv auf die Biodiversität auswirkt“, erklärte Landschaftsplaner Andreas Walter, der als Zielmarke zwölf bis 14 Tiere vorgab. Damit dürfte die Herde auf dem Härtsfeld ungefähr halb so groß wie die im Donaumoos werden. Ein Einweihungstermin für das neue Areal steht noch nicht fest. Sollte der Festakt auf nächstes Jahr fallen, gibt es aber gleich doppelten Grund zum Feiern. Denn dann wird das Gehege in Kleinhohenried 20 Jahre alt.

 

 

Bildtext: Drei von vier Kühen für Baden-Württemberg: Sporona (vorne) sowie Dalida und Donröschen ziehen demnächst in ein neues Gehege um. Fotos: Reindl/Janda, Donaumoos-Zweckverband

Kommentar verfassen