Do. Apr 25th, 2024

Mein Ausstieg aus den ‚a‘-sozialen Medien

Neuburg – Heutzutage laufe ich viel zu oft durch die Stadt und denke mir alle paar Meter: Ist die jetzt 13 oder 17? Vor Schulen und an Bahnhöfen stehen die 12-Jährigen und rauchen E-Zigarette und im Internet beten uns die Influencer vor, wie wir auszusehen und zu leben haben. Halb nackt und mit Filtern im Gesicht, scheinbar makellos, schleichen sie sich in unsere Köpfe und verseuchen unsere Gedanken. Überall muss man mit dabei sein, keinen Trend darf man verpassen und wer zu viele Kalorien isst, der hat von vornherein schon verloren. Kalorien sind der neue Sex vor der Ehe.

Aber noch vor ein paar Jahren war das nicht so oder eher nicht so schlimm. Woher kommt also der ganze Wahnsinn? Was Instagram noch vor wenigen Jahren war, ist jetzt TikTok, und zwar viel schlimmer. Jugendliche sehen sich Videos von 10 Sekunden Länge auf Repeat an und müssen dafür keinen Finger rühren. Dagegen ist YouTube ja fast schon anstrengend, schließlich muss man dafür die App öffnen, muss dann auch noch selbstständig den Content suchen, den man sehen will und zu allem Überfluss gehen die Videos natürlich auch viel zu lange. Da ist TikTok mit seiner sogenannten For-You-Page, die ganz genau auf den User zugeschnitten ist, logischerweise viel bequemer. Doch je mehr man in dem Sumpf aus kurzen Clips versinkt, desto kürzer wird die Aufmerksamkeitsspanne. Die Jugendlichen können in der Schule nicht mehr still sitzen und sich auf Dinge eine längere Zeit konzentrieren. Weiß man nicht, was man machen soll, so geht man auf TikTok. Oftmals möchte man sich nur kurz ablenken und ein paar Videos schauen und findet sich dann Stunden später in der gleichen Position wieder, nur mit 50 % weniger Akku und ohne einen konkreten Plan, was man davor eigentlich gemacht hat. Während meiner Abiturphase musste ich TikTok löschen und das nicht nur einmal, sonst würde ich heute wahrscheinlich keinen Abschluss haben, denn TikTok raubt nicht nur Unmengen an Zeit, sondern macht zudem süchtig. Bei einem Stromausfall weiß man schier nicht mehr wohin mit sich und tigert unruhig in seinem Zimmer umher, wartend darauf, endlich wieder in den Bildschirm glotzen zu können. Man muss nicht denken und kann seinen Kopf ausschalten und sämtliche Probleme scheinen für einen Moment vergessen, aber denkt man auch nur eine Sekunde mal darüber nach, merkt man, dass sie ja noch lange nicht gelöst sind.

Zwar gibt es auch durchaus gute Videos, wie zum Beispiel Lernvideos für Schüler oder diverse Back- und Kochclips, doch die gehen leider im endlosen Wirrwarr aus dem immer gleichen Content unter, der doch in den meisten Fällen recht bedeutungslos ist. Zensur gibt es kaum, Jugendliche haben also die Möglichkeit auf Inhalte zuzugreifen, die nicht einmal ansatzweise ihrem geistigen Alter entsprechen, werden dazu animiert, Trends nachzueifern und Gewalt- und drogenverherrlichende Inhalte werden auch nicht zensiert. Als ich 14 war, habe ich noch mit Schleich-Tieren gespielt und „H2O plötzlich Meerjungfrau“ geschaut, heute rauchen 14-jährige, gehen ins Fitnessstudio und sehen sich Filme wie „Es“ oder „Smiley“ an. Da fragt man sich doch wirklich, was eigentlich aus solchen Kindern mal werden soll. – Antonia B.

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