Mi.. Apr. 23rd, 2025

Der Valentinstag mitsamt roter Rosen, Pralinen und Liebesglamour ist, wie so vieles, aus Amerika zu uns herübergeschwappt und wird mittlerweile, wie fast auf der ganzen Welt, auch in Deutschland gefeiert.

Wirklich in ganz Deutschland? Wir gehen mit der Lupe über die Landkarte. Es gibt da so ein kleines gallisches Dorf, bekannt für seine Widerspenstigkeit, das da heißt Bayern. Hier ticken die Uhren traditionell anders. Auch was die Romantik betrifft. Das Leben ist hier zünftig und die Liebe kein parfümiertes, rosarotes Schaumgespinst, sondern in aller Regel etwas sehr Bodenständiges. Wie geht nun der kleine, urige Volksstamm, der nicht unbedingt für schwärmerische Liebeshymnen bekannt ist, mit dem Valentinstag um?

Dass der durchschnittliche bairische Ehemann ein Meer von Blumen streut, seine Frau auf Händen trägt, den Mond für sie vom Himmel holen will oder wie in alten Hollywoodfilmen schmachtende Lieder singt, erscheint unwahrscheinlich und würde mit großer Sicherheit eher verstörend auf die Gattin wirken. Aber eine bescheidene Topfpflanze oder ein Lebkuchenherz mit der Aufschrift „I mog Di“ (vielleicht noch vom letzten Oktoberfest) ist schon drin. Aussagen wie „I hob Di gern“ oder „I mog Di fei ehrlich“ dürften ohnehin schon zu den Superlativen bairischer Liebesschwüre zählen. Das sind genug der Beteuerungen; denn alles was übertrieben oder zu süß ist, erweckt eine gesunde Skepsis im bairischen Gemüt. Das gilt übrigens auch für den kulinarischen Bereich. Auch beim Essen wird man in Bayern etwas Herzhaftes vorziehen. Darum lieber was „Gescheits“ als eine Schachtel teurer Pralinen. Und lieber ein vernünftiges Wirtshausessen als ein Candle-Light-Dinner.

Natürlich gibt es auch in Bayern zarte, romantische Seelen, die den Valentinstag mit voller Hingabe zelebrieren. In München zum Beispiel füllen sich die Schaufenster mit Chocolaterien, Parfums und exquisitem Schmuck. Doch gerade im ländlichen Raum wird der Hang zu unnützem Zeugs eher torpediert. Bisweilen fällt der Valentinstag auch komplett unter den Tisch. Das ist zum Glück kein Drama. Denn die Bayerin kennt ihren Mann und weiß, dass er hinter seiner rauen Einsilbigkeit echte Gefühle hat. Ein bairischer Dialog zum Valentinstag könnte daher in etwa so aussehen:

Sie: „Du heit is doch Valentinstag“.
Er: „Des woas i schon. I hob extra nix gesogt, weils eh a Schmarrn is.“
Sie (mit voller Zufriedenheit): „Do hast Recht. Ma muas ned jeden Schmarrn mitmacha. Bleima dahoam und machans uns gmiatlich“.
All das heißt nicht, dass der Bayer gar keinen Sinn für Romantik hätte. Aber echte Gefühle und Zuverlässigkeit zählen mehr als Gesten, Taten mehr als Worte. Und wann der Bayer romantisch zu sein hat, das lässt er sich bestimmt nicht vorschreiben, am allerwenigsten von der Blumen- und Schokoladenindustrie. Und wenn es darauf ankommt, dann steht der Bayer allemal seinen Mann. Do konnst Di drauf verlassen! – Christiane Maria Borrmann

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