Sa. Apr 20th, 2024

Die geltenden Corona-Maßnahmen reichen laut Experten nicht aus, um die vierte Welle zu stoppen. Die Omikron-Variante, die auch in Deutschland angekommen ist, verstärkt die Sorgen. Der Virologe Keppler fordert deshalb einen bundesweiten Lockdown.

München – Die Wucht der vierten Corona-Welle und die Ankunft der sogenannten Omikron-Virusvariante erhöhen den Druck auf die Politik in Deutschland, schnell härtere Corona-Maßnahmen zu ergreifen. Der Virologe Oliver Keppler vom Max-von-Pettenkofer-Institut der LMU München spricht sich für einen bundesweiten Lockdown aus.

Virologe Keppler für Lockdown und Impfpflicht
In der BR24 Rundschau sagte der Virologe, angesichts der hochkritischen Situation der aktuellen Delta-Welle sowie „einer vor der Tür stehenden Omikron-Welle“ brauche es jetzt strenge und massive Maßnahmen. „Ich glaube, dass ein Bundeslockdown, also einheitliche Maßnahmen für ganz Deutschland, notwendig sein werden.“

Keppler betonte, nur durch eine deutliche Reduzierung der Sozialkontakte könne eine flächendeckende Überlastung des Gesundheitssystems vermieden werden. Laut Keppler muss nun rasch und konsequent gehandelt werden. Der Experte plädierte zudem für eine Impfpflicht. „Das ist, glaube ich, nicht mehr abzuwenden.“

Erste Omikron-Fälle in Bayern bestätigt
Keppler sagte, Omikron sei eine „potenziell prekäre Variante“, die in Deutschland nun angekommen sei und „auf eine außer Kontrolle geratene epidemische Situation draufkommt“. Die Virusvariante wurde bei zwei Reisenden entdeckt, die am Mittwoch nach einem längeren Aufenthalt in Südafrika nach Bayern zurückgekehrt waren. Als sie Symptome verspürten, ließen sie sich testen. Der PCR-Test fiel bei beiden positiv aus. Daraufhin wurden die Proben im Münchner Max-von-Pettenkofer-Institut am Samstag mit einem variantenspezifischen PCR-Test weiter untersucht. Das Ergebnis: Es handelt sich in beiden Fällen um die hochansteckende Omikron-Variante.

Eine zusätzliche Genomsequenzierung wird in der kommenden Woche durchgeführt. Über das heute durchgeführte PCR-Verfahren ist laut Keppler aber eine „eindeutige Abgrenzung zu anderen SARS-CoV-2-Varianten möglich“, aus seiner Sicht ist der Nachweis „zweifelsfrei“ gesichert.

Leopoldina für strenge Kontaktbeschränkungen
Angesichts der sich weiter verschärfenden Pandemielage sprechen sich auch die Fachleute der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina für Kontaktbeschränkungen aus – und zwar bereits von Beginn der kommenden Woche an. Die rasante Ausbreitung der Corona-Ansteckungen mache „ein sofortiges Gegensteuern dringend erforderlich“, heißt es in einer am Samstag von der Leopoldina vorgelegten Stellungnahme. Diese Maßnahmen müssten „vorübergehend auch für Geimpfte und Genesene gelten, die in dieser Zeit eine Auffrischungsimpfung erhalten müssen“. Zudem plädiert die Akademie für die Einführung einer stufenweisen Impfpflicht.

Montgomery: Strikte Kontaktreduzierung
Für eine strikte Reduzierung der Kontakte tritt auch der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, ein. Weihnachtsmärkte sollten bundesweit schließen, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die Physikerin Viola Priesemann vom Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation sprach sich zudem für eine weitreichende Maskenpflicht in öffentlichen Räumen, am Arbeitsplatz und auch an Schulen aus. Sorge bereite der Corona-Forscherin zudem die neue Coronavirus-Variante Omikron. Sie habe sich um ein Vielfaches schneller ausgebreitet als die Delta-Variante. Der „Rheinischen Post“ sagte sie, dass bisher noch nicht klar sei, ob die Virusvariante vermehrt zu schweren Verläufen führe oder vielleicht mildere Verläufe verursache. – BR

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