Fr. Apr 19th, 2024

München – Zum „Internationalen Tag des Baumes“ am 25. April macht der Deutsche Alpenverein im Rahmen seiner Kampagne „Spüre Dich selbst“ auf das Thema „Waldbaden“ aufmerksam – also auf den bewussten Aufenthalt in alpinen oder außeralpinen Wäldern. „Die Bedeutung des Waldes für die Gesundheit des Menschen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden“, sagt Stefan Winter vom DAV. Was aber sind die genauen Effekte? Und was macht Waldbaden wirklich aus?

Vom bewussten Eintauchen in die Waldatmosphäre
Bunte Blätter, grünes Gras, Moos und Gebüsch, der Duft von Nadelbäumen, das Rauschen in den Wipfeln von Buche, Eiche und Co: Ein geruhsamer Spaziergang im Wald tut Körper, Geist und Seele gut. Gerade während der Pandemie zog und zieht es viele Menschen in die Natur. Für Menschen und Tiere spielt der Wald – insbesondere der alpine Bergwald – als Schutzwald seit jeher eine bedeutende Rolle. „Ohne den Schutzwald wären Teile der bayerischen Alpen unbewohnbar. Er hält Steinschlag, Felsstürze und Lawinen von den Tallagen fern, ist wichtig für unser Trinkwasser und bietet Tieren und Pflanzen Lebensraum“, weiß Stefan Winter, Ressortleiter Sportentwicklung und Mitbegründer der Kampagne „Spüre Dich selbst“.

„Tatsächlich kann die Bedeutung des Waldes für die Gesundheit der Menschen nicht hoch genug eingeschätzt werden.“ Es ist nicht nur altes Volkswissen, dass sich die frische Waldluft zum Beispiel positiv auf die Atmung auswirkt. In Japan ist Shinrin Yoku, zu Deutsch das „bewusste Eintauchen in die Wald­atmosphäre“, sogar eine anerkannte Therapieform; die Waldmedizin an japanischen Universitäten ein Forschungsgebiet. Seit über drei Jahrzehnten untersuchen dort Wissenschaftler*innen die Auswirkungen, die der Wald auf die Physis und Psyche der Menschen hat. Was genau sind die positiven Effekte auf uns?

Wie der Wald unsere Gesundheit beeinflusst
Manuela Goerlich, Waldbademeisterin, Kräuterpädagogin, Wald-Gesundheits- und ganzheitliche Entspannungstrainerin weiß: “Die Forschungsergebnisse belegen zahlreiche Verbesserungen der Gesundheit. Der Aufenthalt im Wald stärkt das Immunsystem, kann den Blutdruck ausgleichen, verringert die Ausschüttung von Cortisol und Adrenalin und kann chronische Schmerzen mindern.“ Studien legen nahe, dass die therapeutische Wirkung des Waldes unter anderem auf sogenannten Terpenen beruht. „Die Botenstoffe dienen den Bäumen dazu, miteinander zu kommunizieren, um zum Beispiel Schädlinge oder Pilze abzuwehren“, erklärt Manuela Goerlich. „Sie werden durch die Nadeln, Rinde und auch Blätter abgesondert und reichern sich in der Waldluft an.“ Phytozide haben zudem einen positiven Einfluss auf die Aktivität und Anzahl der natürlichen Killerzellen. Diese wiederum setzen Proteine zur Bekämpfung von Krebszellen frei.

Mithilfe psychologischer Tests wurde deutlich, dass sich das Waldbaden auch positiv auf die Psyche auswirken kann. Studien belegen, dass sich Menschen durch das Waldbaden entspannter, geborgener und zufriedener fühlen. Somit wirkt sich Shinrin Yoku nicht nur positiv auf die physische Gesundheit aus, sondern auch auf die mentale Gesundheit.

Gehirn aus – Achtsamkeit an
Doch wie waldbadet man nun richtig? Der bekannte amerikanische Naturphilosoph John Muir beschrieb das schon vor hundert Jahren sehr treffend: Man geht in den Wald, um den Verstand zu verlieren und die Seele zu finden. Manuela Goerlich erklärt die Sichtweise des Vordenkers: „Eigentlich kann man nichts falsch machen, wenn man Eifer, Ehrgeiz und Leistungsgedanken ausschaltet. Kindliche Neugier ist gefragt!“ Beim achtsamen, langsamen Gehen durch den Wald begeistern nicht nur die Details des Waldes, man nimmt auch die Farben und Gerüche intensiver wahr. „Viele Menschen stellen beim ersten Mal fest, wie schwer es ist, ohne Aufgabe an Ort und Stelle „zu sein“. Aber gerade deshalb lohnt sich der Sprung ins „Badebecken“ voller Bäume“, erzählt Manuela Goerlich. „Wer regelmäßig in der Natur ist, wird feststellen, dass auch die zahllosen Gedanken im Kopf irgendwann verstummen. Einfache Atem- und Bewegungsübungen, das Schulen der Sinne und Erspüren des Körpers können dabei helfen. Wer den Wald bewusst wahrnimmt, spürt sich selbst!“

Die Kampagne „Spüre Dich selbst“
Die Natur in den Bergen oder vor der Haustüre auf sich wirken zu lassen und ganz in sich selbst zu ruhen – ohne Ablenkung und Stress. Darum geht es in der Kampagne, die der DAV gemeinsam mit seinem Partner Bergader 2020 ins Leben gerufen hat. In den kommenden Wochen werden unter dem Kampagnenbaustein „Abtauchen. Wald“ weitere Inhalte folgen, z.B. „Die Bedeutung des Bergwaldes“, „Waldwandertouren“, eine neue Bergpodcast-Folge oder ein Kinderbuch im Pixi-Format. – Tina Gauß, Deutscher Alpenverein e.V.

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