Sa. Apr 20th, 2024

Ein Garant für Neuburg’s Bildungswesen!

Die Föderalismus-Konferenz der deutschen Ministerpräsidenten scheiterte an einem gemeinsamen Nenner in der Bildungspolitik. Nicht etwa am Finanzausgleich oder einer einheitlichen juristischen Linie oder bei der Bekämpfung des Rechtsradikalismus, nein, sie scheiterte an der Bildungspolitik. Die Pisa-Wunden sind noch lange nicht verheilt und Deutschlands Medienwelt baut Salzbergwerke, um genügend Stoff in die offenen Wunden streuen zu können. Wie wohl tut es dann, wenn Menschen wie Neuburgs Walter Friemel für das kommunale Bildungswesen positive Schlagzeilen machen und durch persönliches Engagement und Fleiß die Bildung in einer Kleinstadt greifbar und transparent gestalten, egal ob in der Erwachsenen- oder in der Schülerbildung.

Eine Anekdote zu Beginn…

Im Alter von 3 Jahren kam Walter Friemel, gebürtig 1942 in Tecen (Bodenbach), nach Neuburg. Seine Familie unterlag der Zwangsaussiedlung. “Als erstes landete unsere Familie in Selb im Allgäu. Da hatte es unseren Eltern gleich gar nicht gefallen und so machte sich mein Vater auf die Suche nach einer Stadt in Bayern, die unsere neue Heimat werden sollte. Als eines der Ziele hatte er sich Donauwörth ausgesucht und fuhr hernach mit der Bahn die Strecke Regensburg-Ulm. Da fiel ihm bei der Bahnfahrt das schöne Neuburger Schloss auf und er fragte einen Neuburger, was denn dies für eine schöne Stadt sei (er erinnerte sich an die Heimat – auch da wohnten wir direkt in der Nähe von einem Schloss). Er bekam zur Antwort dass dies Neuburg an der Donau wäre, ein schönes Städtchen, in dem es sehr legér und lebenswert zuginge. Er solle sich doch ein Zimmer nehmen… Und so kam es, dass mein Vater in Neuburg nächtigte und am nächsten Tag ins Rathaus ging. Voraussetzung für den Zuzug war eine Arbeitsstelle. Vom Innungsmeister bekam der gelernte Schneider dann glücklicherweise sofort einen Arbeitsplatz. Somit ist es dem freundlichen Neuburger am Bahnhof zu verdanken, dass unsere Familie nach Neuburg kam. Eine bessere Wahl konnte unser Vater nicht treffen…”

Neuburg-München-England und wieder zurück…!

“Nach dem Abitur auf dem Neuburger Gymnasium ging ich zum Studieren nach München. Ich schrieb mich in Englisch und Latein ein und nahm u.a. 1965 eine Stelle als assistance teacher in England an. Während dieser Zeit lernte ich meine Frau kennen, die in Cardiff Wirtschaft und Jura studierte. Als ich nach Neuburg zurückkahm herrschte in Bayern eine große Lehrerknappheit. Vor allem wollte kein Lehrer so recht im Studienseminar arbeiten. Da ich aber während meiner Gymnasialzeit selbst im Studienseminar war, half ich bereits unter meiner Studienzeit als Lehrkraft aus. Nach dem Referendarexamen war es dann natürlich der logische Schritt, dass ich ein Lehramt am Studienseminar übernehme. Dort konnte ich dann teils im Seminar und teils im Gymnasium unterrichten. Zum Glück wurde damals auch meine Frau angestellt, zum einen als Präfektin im Studienseminar und zum anderen als Englisch-Lehrkraft im Gymnasium.”

Der Weg neben dem Weg

“1984 gab es ziemliche Turbulenzen in der Neuburger Volkshochschule. Insbesondere im Stadtrat wurde sehr intensiv über den Zustand der VHS diskutiert. Daraufhin fragten mich Stadträte der CSU, ob ich nicht die Leitung der VHS übernehmen könnte, möchte, wollte… Der damalige Leiter würde sich ins zweite Glied als Stellvertreter zurückziehen. Die Position reizte mich sehr, da ich bereits seit 1982 kooptiertes Mitglied im Kulturausschuss war. So nahm ich die Stelle an und wusste nicht, dass an diese Stelle auch die Leitung der Stadtbücherei inkludiert war. Eine solche Ansammlung an Aufgaben kann nicht ohne Opfer bewältigt werden. Also mussten viele Hobbys ‘dran glauben’, wie z.B. Skifahren, Tennis etc. etc. Das größte Opfer brachte meine Familie, die mich in allen Belangen jederzeit mit ganzem Herzen unterstützte, wofür ich sehr dankbar bin. Besonders meine Frau arbeitete u.a. als Kursleiterin in der VHS mit und kümmerte sich aufopferungsvoll um unsere drei Kinder. Ohne den Rückhalt in der Familie ist meiner Meinung nach kein Amt oder Ehrenamt auf Dauer und mit Erfolg auszufüllen.”

Das Update – Stand der Dinge

“Ich gehöre zu denen, die schon seit 10 Jahren sagen, dass die Schulzeit auf dem Gymnasium um ein Jahr gekürzt werden muss. Dies macht der europäische und internationale Vergleich dringend erforderlich. Wir sind in Neuburg in der glücklichen Situation, dass das Studienseminar direkt in der Nachbarschaft ist. Das Studienseminar existiert ja bereits seit 1988 nicht mehr in der ursprünglichen Form, sondern wurde in eine Pastoralschule umgewandelt. Durch diesen Umstand konnten wir einige Räumlichkeiten zusätzlich für das Gymnasium gewinnen und sind somit bei der Umsetzung von G8 oder G9, oder bei der Bewältigung der hohen Schülerzahlen (1280 in ‘04/’05) flexibel.”

Sind oder werden die Deutschen blöd?

“Wenn ich Pisastudie höre, stellen sich bei mir die Nackenhaare. Vor allem deshalb, weil man nicht weiss an welcher Schule welche Schüler in welchen Bundesländern befragt worden sind. Dazu ist auch nicht das Ausländer- bzw Aussiedlerproblem an Schulen in diesen Zahlen der Pisastudie berücksichtigt. Schließlich muss an unseren Schulen zum Schulunterricht hinzu auch Integrationshilfe geleistet werden, insbesondere bei der Sprache. Aus den angegebenen Gründen und noch mehr ist bei der Bewertung solcher Erhebungen einfach Vorsicht geboten. Die einzigen, die wirklich von solchen Umfragen profitieren oder verlieren sind doch die Medien und die politischen Parteien, die nach einem Pisa-Ergebnis die Schuldigen suchen und diese meist in der gegnerischen Partei sehen bzw. bei der Erreichung gewisser Auflagenzahlen oder Quoten.”

Wünsche für die Zukunft

“Wenn ich Pensionär bin, möchte ich die mir gebliebenen Aufgabendie nicht wenige sein werden, mit mehr Ruhe und Gelassenheit angehen. Da meine ich in erster Linie meine Tätigkeiten für die alte Residenz, für die Stadtbücherei und für die Volkshochschule. Mein Wunsch wäre es, die Hektik des Alltags ein bißchen heraus zu nehmen und mich wieder den schönen Sachen des Lebens zu widmen, wie z.B. durch unseren wunderschönen Landkreis zu fahren und die herrliche Natur und Kultur in vollen Zügen genießen. Ich hoffe gesund zu bleiben und wünsche mir, dass ich meine ehrenamtlichen Aufgaben noch viele Jahre zum Wohle der Stadt Neuburg und seinen Bürgerinnen und Bürgern nachkommen kann.”

Kommentar verfassen