Di. Apr 23rd, 2024

Die Bayern und ihre Sprache

Im südlichen Teil der Bundesrepublik Deutschland lebt seit Jahrtausenden ein Volk, welches sich durch einige Eigenarten deutlich von anderen Erdbewohnern abhebt. Es handelt sich hierbei um die Bayern. Ein besonders markantes Merkmal dieser eigenen Menschenrasse ist die verbale Ausdrucksform, welche speziell von den männlichen Bayern perfektioniert wurde.

Es ist diesem Volksstamm gelungen, eine Sprachform zu entwickeln, deren Prägnanz und Kompaktheit bislang nicht übertroffen wurde. Meist beschränkt man sich auf nur drei Worte pro Satz. Einige Ausdrücke haben sogar nur wenige Buchstaben. Die in der modernen Datenverarbeitung üblichen Reduktionsverfahren versagen vollständig, da eine weitere Komprimierung physikalisch nicht mehr möglich ist. Aus diesem Grunde wird derzeit eine weltweite Einführung dieser Sprache zumindest in der Textverarbeitung diskutiert.

Leider ist es der Sprachwissenschaft trotz erheblicher Anstrengung bis Dato nicht gelungen, die Entstehungsphasen dieser Sprache eindeutig zu rekonstruieren. Man vermutet lediglich, dass eine in dieser Region verbreitete Droge namens Bier an der Entstehung beteiligt war. Der Konsum dieser Droge wird in Bayern als „saufa“ bezeichnet, erfolgt in der warmen Jahreszeit gerne gruppenweise auf beschatteten Terrassen mit rustikalen Sitzgelegenheiten, auch Biergärten genannt, und wirkt sich hauptsächlich auf das Sprachzentrum im Kleinhirn aus. Entgegen all diesen Widrigkeiten ist Bayern insgesamt ungewöhnlich erfolgreich. Der bayerische Mann ist anpassungsfähig und lernbereit, hat eine stattliche Gestalt und ist stets kommunikationsbereit. Er artikuliert knapp, treffend und präzise. Anhand der folgenden Beispiele (hochdeutsch/bayerisch) soll gezeigt werden, wie sich der Bayer in verschiedenen Situationen kurz und bündig ausdrückt:

Beim Small Talk im Biergarten
Man erkennt deutlich Ihre nicht-bayrische Abstammung = PREISS.
Ich hege starke Resentements gegenüber Norddeutsche = SAUPREISS.
Sie machen auf mich einen sehr ängstlichen Eindruck = HOSNSCHEISSA.
Ihr Bildungsgrad scheint eher niedrig angesiedelt zu sein = DEPP.
Ihre Ansichten sind für mich nicht nachvollziehbar = RED KOAN SCHEISS.
Ich verspüre im Moment eine ungewöhnlich heftige Aggression gegen Sie= I BATSCH DI UM!
Ich rate Ihnen dringend zu etwas mehr verbaler Zurückhaltung = HOIT D’VOTZN!
Ich erkenne in Ihren Äußerungen keinerlei Logik = SCHMARRN.
Damit habe ich absolut nicht gerechnet = DO LEGST DI NIEDA.
Ich darf Sie doch höflichst ersuchen, diesen Ort umgehend zu verlassen= SCHLEICH DI!
Derzeit bin ich nicht bereit, mich mit Ihnen und Ihren Ansichten in irgendeiner Weise auseinander zu setzen = LECK MI!
Hiermit drohe ich Ihnen ernsthaft körperliche Gewalt an = MOGST A WATSCHN?
Ihre Herkunft scheint eher dem kriminellen Milieu zu entspringen = BAZI.
Ich habe Sie akustisch leider nicht verstanden = HA?
Der Wetterbericht hat für die nächsten Tage ein Hochdruckgebiet angekündigt = SCHE WERD’S!
Ich darf Ihnen für Ihre großzügige Unterstützung meinen Dank aussprechen = VERGELTS GOTT!
Ich muss meiner Überraschung Ausdruck verleihen = DO VERRECK!

Beim Flirt
Um als bayrischer Mann beim zarten Geschlecht erfolgreich zu sein, bedarf es eines gewissen Einfühlungsvermögens, was im Dialog aber nicht zwangsläufig komplizierte Redewendungen erfordert. Der bayrische Mann bevorzugt auch hier eher knappe Formulierungen, was die Fettnäpfchenquote deutlich senkt und damit die Erfolgsaussichten steigert. Er begibt sich eben nur widerwillig auf rhetorisches Glatteis. Die Gesprächspartnerin wird dies zu schätzen wissen:

Es handelt sich um eine attraktive Dame, die exakt in mein Beuteschema passen würde = SAUBERS WEIBSBUID.
Sie haben sehr stark ausgeprägte sekundäre Geschlechtsmerkmale = MORDS DITTN.
Sie haben ein ausgesprochen wohl geformtes Popöchen = SCHENS OSCHAL!
Das soziale Verhalten der Dame ist der Prostitution nahe = A LUADA!
Mit Ihnen möchte ich gerne mal intim werden = BUCK DI!
Für meine Begriffe haben Sie die für mich in Frage kommende Altersgrenze deutlich überschritten = OIDA HOFA!
Sie neigen offensichtlich zu Hyperaktivität in Sachen Körperpflege = LACKAFF.
Sie verfügen noch über wenig körperliche und soziale Reife = ROTZLÖFFI!

Im Straßenverkehr
Es hat sich ein schwerer Verkehrsunfall ereignet = GSCHEPPAD HOTS!
Der ungünstige Geschehensablauf war so nicht vorhersehbar = IS SCHEISSE GLAFFA!
Der Fahrzeuginsasse hat sich erhebliche Verletzungen zugezogen = BLUAT WIA D’SAU!
Er ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen= HOD SI DARENNT!
Der Radfahrer ist soeben schwer gestürzt = DEN HODS GSCHMISSN!

Im Arbeitsleben
Das betriebliche Zusammenleben schweißt im Laufe der Jahre zu einer festen Gemeinschaft zusammen. Auch ohne viele Worte versteht man sich. Der bayrische Mann konzentriert sich auf den Kern der Sache und verzichtet dabei bewusst in seiner Ausdrucksweise auf übertriebene Floskeln oder Schönfärberei.

Ich kann Ihrer Berufsgruppe nur wenig Wertschätzung entgegen bringen = NOSNBOHRA!
Es war nicht besonders kollegial von Ihnen, diese Information an die Geschäftsleitung weiter zu geben = RADLFAHRA!
Es fällt mir schwer, den Gedankengängen unseres Betriebsleiters zu folgen = DA CHEF SPINND!
Ich bin derzeit sehr beschäftigt, werde mich aber im Anschluss um Ihr Anliegen bemühen = KUMM GLEI!
Ich sehe mich derzeit völlig außer Stande, die gegebene Situation irgendwie zu verbessern = JA MEI!
Im Interesse der friedlichen Koexistenz bin ich jederzeit zu Kompromissen bereit = WENNST MOANST!
Ich möchte Ihre Entscheidung weder beeinflussen noch ihr im Wege stehen = IS MA WURSCHT!
Das kann ich mit absoluter Sicherheit ausschließen = GWIES NED!
Ihre Reaktion halte ich für reichlich übertrieben = SPINNST ETZA!
Sollten Sie mein Büro nicht unverzüglich verlassen, werde ich zu Gewaltausbrüchen neigen = HAU BLOS AB!
Ich habe gewisse Zweifel an Ihre Darstellung = GLAUB I NED!
Ich tendiere eher zu „NEIN“, bin mir aber durchaus nicht sicher = GLAUB NED!
Ich bin geneigt „JA“ zu sagen, sehe aber noch Unsicherheiten = GLAUB SCHO!
Von diesem Artikel haben wir einen riesigen Lagerbestand = ZUM SAU FIADAN!
Das Qualitätsniveau der Ware ist unbefriedigend = GLUMP.
Der Kollege hat sich bei der Anfertigung des Teils große Mühe gegeben = SAUBA GMACHT!
Wir sollten uns gemeinsam dazu entschließen, dieses Projekt umgehend zu beginnen = PACK MAS!
Ich bin mit dieser Situation im Moment völlig überfordert =SCHEISSE!
Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie mich in dieser Angelegenheit nicht weiter behelligen würden = STEIG MA AN HUAD NAUF!
Dieses Dokument ist zur lizenzfreien Weitergabe, Veränderung und Ergänzung freigegeben = MACH WOS WUIST!

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