Sa. Apr 27th, 2024

1. Vors. der Wasserwacht Neuburg

Am letzten Januar-Wochenende fand wieder Europas größtes Winterschwimmen in Neuburg/D. unter dem Beifall vieler Zuschauer statt. Das riesige Spektakel – organisiert von der Wasserwacht Neuburg – erforderte im Wasser und an Land einen enormen logistischen Aufwand. Die rund 200 Helfer der Wasserwacht erhielten dabei Unterstützung von Feuerwehren, THW, Sanitätskräften, Ärzten und Polizei, so dass rund 350 Personen einen reibungslosen Ablauf garantierten. Entstanden ist das Donauschwimmen übrigens aus einer kleinen Übung im Januar 1970, als man die Einsatzbereitschaft der Wasserwacht auch im Winter testen wollte.

Herr Weiss, Sie waren heuer das erste Mal der Ansprechpartner beim Donauschwimmen. Sie sind ja noch relativ neu im Amt oder?

Ich wurde im Mai 2009 zum 1.Vorsitzenden der Wasserwacht Neuburg gewählt.

Wie viele Mitglieder hat der Verein und seit wann gibt es ihn?

Wir sind eine der größten Organisationen im Bereich Oberbayern. Wir haben 796 Mitglieder und ich hoffe, dass wir in diesen Tagen die 800er-Zahl schaffen. 2009 konnten wir unser 60-jähriges Vereinsjubiläum feiern.

Welche Aufgaben und Ziele hat sich die Wasserwacht gestellt?

Unsere wichtigste Aufgabe ist der Wasserrettungsdienst, also Menschen vor dem Ertrinkungstod zu retten. Das erfordert natürlich eine ständige Aus- und Fortbildung von Rettungsschwimmern. Als Prävention ist es besonders wichtig, dass möglichst viele Bürger schwimmen können. Zu diesem Zweck veranstalten wir auch zahlreiche Kurse für alle Altersgruppen und Anforderungen. Außerdem übernehmen wir im Sommer Wachdienste im Neuburger Brandlband und an den Badeseen im Naherholungsgebiet Weichering (Fr-Sa-So). Um den Wachdienst ordnungsgemäß durchführen zu können, braucht man eine Mindestbesetzung von 5 Personen. Außerdem muss der Erste-Hilfe-Kurs jedes Jahr erneuert werden, damit unsere Kenntnisse stets auf dem Laufenden sind.

Wie viele Boote haben Sie?

Drei Großschiffe und zwei Schlauchboote. Für den Raum, den wir im Lkr. ND-SOB abdecken müssen, reicht das immer. Durch die neue Rettungsorganisation wird ja nicht nur eine Wasserwacht-Ortsgruppe verständigt, sondern mehrere. Wir sind ja lauter ehrenamtliche Leute und da könnte es sonst unter der Woche vorkommen, dass wir nicht genug Leute zusammen bekommen. Deshalb wird z.B. entweder Eichstätt, Pfaffenhofen oder Schrobenhausen immer mit verständigt. Somit ist gewährleistet, dass stets genügend Personal dabei ist, um einen Einsatz durchführen zu können.

Den Begriff „Wasserwacht“ verknüpft man sofort mit einem Einsatz im Bereich Wasser. Aber Sie werden auch bei anderen Aktionen angefordert.

Ja, wenn etwa innerhalb kürzester Zeit viel Personal benötigt wird, z.B. bei einer Suchaktion für eine vermisste Person. Dann wird über die Rettungsleitstelle unsere SEG-Gruppe angefordert, die sich dann mit anderen Hilfsorganisationen wie etwa der Feuerwehr, THW oder BRK an einem Einsatz beteiligt.

Was ist eine „SEG-Einheit“?

Das ist eine Schnelleinsatzgruppe mit Einsatzkräften, die so ausgebildet und ausgerüstet sind, dass sie bei einem Großschadensfall oder bei außergewöhnlichen Ereignissen Verletzte, Erkrankte und andere Betroffene versorgen können. Unsere SEG-Einheit besteht aus 15 Leuten, die rund um die Uhr über die Rettungsleitstelle und einen Piepser erreichbar sind. Wenn wir im Notfall angefordert werden, rückt sofort unser Einsatzbus mit einem so genannten Car-Anhänger aus. Auf diesem befinden sich Tauchausrüstungen, ein Schlauchboot, Notstromaggregat, Sauerstoffflaschen usw. , so dass wir sofort einsatzbereit sind. Je nach Größe des Einsatzes werden dann entsprechend Leute, Boote oder Ausrüstung im Einsatzwagen nachgezogen.

Gab es irgendwelche besonderen Einsätze in der Vereinsgeschichte?

Traurig ist natürlich stets eine so genannte „Leichenbergung“, als z.B. ein Student am Weicheringer See ertrank. Unsere Feldküche war beim Flugzeugabsturz nahe Illdorf, bei einem Großbrand in Schrobenhausen und bei diversen Übungen von BRK und Wasserwacht mit dabei und versorgte die Einsatzkräfte mit warmen Mahlzeiten und Getränken. Wir wirken in den Katastrophenschutzeinheiten des BRK mit, beim Natur- und Gewässerschutz, bergen Güter, die Menschen oder Umwelt gefährden und übernehmen Aufgaben, die uns von staatlichen oder kommunalen Behörden, Polizei oder Staatsanwaltschaft übertragen werden.

Wo ist die Wasserwacht eigentlich untergebracht?

Unser Hauptsitz ist in der Neuburger Bahnhofstraße, auf dem Gelände des Krankenhauses (Einfahrt „Notaufnahme“, hinter dem Parkdeck). Da haben wir seit zwei Jahren ein ganz neues Domizil, das „Haus der Wasserwacht“ mit Schulungsräumen, Tauchgaragen usw. Unsere komplette Ausrüstung ist in einer großen Halle direkt nebenan untergebracht. Wir müssen bei einem Einsatz also nicht mehr lange suchen, so wie das in den Jahren davor immer gewesen ist.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Drei Punkte liegen mir besonders am Herzen: Aus- und Weiterbildung, Jugendarbeit und Mitgliederwerbung. Wir legen größten Wert auf unsere Jugendarbeit. Wir haben – und da sind wir sehr stolz darauf – 160 Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren! Sie werden ganz langsam an die Aufgaben der Wasserwacht herangeführt im Rahmen unserer Gruppenstunden (Freitag Schwimmtraining im Hallenbad, Samstag ab 14 Uhr Jugendgruppenstunde im Haus der Wasserwacht).

Kann man bei Ihnen auch mal reinschnuppern?

Ja, das kann man nur empfehlen. Wir halten während der Freibadsaison im Brandlbad auch Schwimmkurse ab. Im Hallenbad haben wir an unserem Trainings-Montag leider nicht die entsprechenden Ressourcen mit dabei, weil dort unsere eigenen Leute ihre Grund- und Leistungsscheine jährlich machen müssen.

Was wünschen Sie sich von unseren Lesern?

Dass sie sich über unsere Wasserwacht informieren, entweder im Internet auf www.wwnd.de oder bei unseren Kameradschaftsabenden (Do 20 Uhr) im Haus der Wasserwacht und dass sie uns dann mit ihrer Mitgliedschaft unterstützen. Weitere Auskünfte gibt’s auch unter: info@wasserwacht-neuburg.de

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