Di. Mrz 19th, 2024

Leiter d. Apotheke der Barmherzigen Brüder, ND

Vita: geb. 1949, Abitur 1969 in Regensburg, 2 Jahre Praktikum in Neuburg, 1971-1975 Pharmaziestudium in München, seit 1975 Apotheker mit Leib und Seele, seit 1976 Leiter der Apotheke der Barmherzigen Brüder in Neuburg. Hobbies: die Apotheke samt Kunden und Mitarbeitern, Fortbildungen, Computer, Familie, Singen, Orgel spielen, Lesen, Reisen, humanitäre Projekte. Möchtegern-Hobby: Modellbahn (später im Ruhestand).

Herr Weigl, am 17. Juni ist „Tag der Apotheke“, am 18.6. „Tag des Cholesterins“ und dann gibt es noch eine „Woche des Schlafes“ usw. Was ist der Sinn dieser Aktionen?

Am „Tag der Apotheke“ wollen wir das vielfältige Leistungsspektrum der Apotheken in den Blickpunkt der Öffentlichkeit stellen. Qualifizierte Apothekenteams versorgen das ganze Jahr über auf höchstem Niveau Millionen Mitbürger in Deutschland mit Arzneimittel und informieren mit pharmazeutischer Kompetenz über den richtigen Umgang der Medizin und das Zusammenspiel von Wirkung, Wechselwirkung und Nebenwirkungen. Die Apotheken sind als Kompetenzzentrum für die Arzneimittelversorgung unerlässlich, spielen aber auch in der Gesundheitsversorgung eine Rolle. Präventionsmaßnahmen, Schwerpunktthemen und Aktionswochen wie oben erwähnt, sollen dafür sorgen, dass die Menschen sich bewusst mit ihrer Gesundheit befassen. Die Apotheke ist also nicht nur Ansprechpartner, wenn der Patient bereits krank ist, sondern sollte es schon vorher sein, um seine Gesundheit zu behalten.

Wenn einem nichts weh tut, dann ist halt alles andere wichtiger!

Man muss sich wirklich immer deutlich machen: Wir haben nur eine Gesundheit! Wenn wir erst irgendwelche Schäden haben, dann ist es viel aufwändiger, diese zu behandeln, um sie (hoffentlich) wieder beseitigen zu können. Deshalb sollte man durch ein vernünftiges Leben und gesunde Ernährung Krankheiten von vorneherein vorbeugen. Beispiel: Es gibt sehr viele Typ2-Diabetiker mit dem sog. „Alterszucker“. Dieser wird dadurch begünstigt, dass der Patient Übergewicht hat, einen dicken Bauch, sich zu wenig bewegt, und durch andere Laborwerte. Wir wissen auch, dass Patienten mit einer familiären Vorbelastung (Mutter oder Vater ist Diabetiker), ein höheres Risiko haben, dieses Risiko aber verringert werden kann, wenn der Patient schlank bleibt. Wenn er das weiß, wird er vielleicht eher auf sein Gewicht achten, als wenn er dies nicht weiß.

Übergewicht ist ja auch ein wichtiger Risikofaktor für Bluthochdruck!

Ja! Hoher Blutdruck schadet den Gefäßen; Krankheiten wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Nierenversagen können entstehen. Etwa 30 Millionen Bundesbürger haben zu hohe Blutdruckwerte, aber nur 50% der Betroffenen wissen davon. Ein behandlungsbedürftiger Bluthochdruck liegt bei Erwachsenen vor, wenn wiederholt Blutdruckwerte über 140/90 mmHg gemessen werden. Der erste Wert wird als systolischer Blutdruck, der zweite als diastolischer Blutdruck bezeichnet. Patienten, die in einer Apotheke ihren Blutdruck messen lassen, sollten bei ständig erhöhten Blutdruckwerten über 140 systolisch oder über 90 diastolisch und bei Vorliegen weiterer Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen (Stress, Rauchen, Diabetes, Herzvorerkrankungen, hohe Blutfettwerte) in absehbarer Zeit einen Arzt aufsuchen.

Hohe Blutfettwerte – damit sind wir wieder beim „Tag des Cholesterins“.

Genau! Die Gefahren hoher Cholesterinkonzentrationen im Blut sollen bewusst gemacht werden. Ein zu hoher (LDL-)Cholesterinspiegel und eine zu hohe Triglyceridkonzentration zählen auch zu den Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen. Aufklärung, regelmäßige Gesundheits-Checks, eine gesündere Lebensweise sowie eine frühzeitige Behandlung tragen dazu bei, einem Herzinfarkt wirksam vorzubeugen. Jeder Bürger sollte daher sein persönliches Risiko kennen, um rechtzeitig handeln zu können. Messungen bei bisherigen Aktionstagen haben gezeigt: Nur 33% kannten ihre Cholesterinwerte und bei jedem Dritten waren das gute HDL-Cholesterin („Hab Dich Lieb“) zu niedrig und das schlechte LDL-Cholesterin („LieDerLich“) zu hoch.

Bieten manche Apotheken nicht auch die Möglichkeit, sich auf Cholesterin und Diabetes testen zu lassen?

Ja, das kann in wenigen Minuten festgestellt werden. Mit einem Bluttropfen können wir z.B. Blutzucker oder Cholesterin kontrollieren, auch Teile des Cholesterins, die zeigen inwieweit die Gefäße noch offen sind oder ob die Tendenz besteht, dass kleine Gefäße wie die Herzkranzgefäße sich möglicherweise verengen. Mittels Procam-Scores bestimmen wir dann Ihr Herzinfarktrisiko.

Kommen wir nun zu den Schlafproblemen.

Wir haben auch hier die Möglichkeit, den Patienten bei Problemen mit dem Einschlafen oder Durchschlafen mit natürlichen Mitteln zu einem gesunden Schlaf zu verhelfen. Wir versuchen auch in einem Gespräch herauszufinden, ob die Ursachen eventuell im Lebensstil oder Einschlafverhalten liegen können. Da kann man unter Umständen durch einfache Änderungen viel erreichen.

Ich merke, ein Gespräch mit dem Apotheker kann ziemlich interessant sein. Kann man immer wieder mal in der Apotheke vorbei schauen und sich informieren lassen, was man zur Vorbeugung für seine Gesundheit tun kann?

Dafür sind die Apotheken die ideale Anlaufstelle! Sie sind leicht erreichbar, es gibt keine Wartezeiten und die Apotheker sind gut geschult, um entsprechende Auskünfte erteilen zu können. Es gibt viele Bereiche, wo wir präventiv, also vorbeugend, tätig sein können. Das geht schon in jungen Jahren los, z.B. bei den Knochen. Wir können von einem „Knochenkonto“ sprechen, auf dem wir über eine gute Ernährung bis zum 28./30. Lebensjahr „Punkte“ einzahlen können, d.h. wir können die Knochenfestigkeit in diesem Zeitraum erhöhen. Nach diesem Zeitpunkt können wir nur noch abbauen. Wie weit wir abbauen, hängt wiederum von der Ernährung ab. Deshalb empfehle ich im Alter von 30-35 Jahren eine Knochendichtemessung, um später vergleichen zu können. Wie viel ist schon abgebaut worden? Wie viel habe ich noch? Was kann ich noch tun?

Die Urlaubszeit geht los. Was muss ich bei Fernreisen beachten?

Sie sollten prüfen, ob Ihr Bedarf an Dauermedikamenten über die Urlaubsreise hinaus gedeckt ist. Unser Computer ermittelt außerdem die notwendigen Impfungen und stellt Ihnen Empfehlungen für eine Reiseapotheke zusammen.

Gibt es zum „Tag der Apotheke“ auch irgendwelche Aktionen?

Es finden sehr viele Veranstaltungen statt, teilweise auf Landesebene – der Bayerische Apothekerverband ist z.B. in München sehr aktiv – aber auch viele einzelne Apotheken vor Ort machen kleine Aktionen wie kleine Mitgaben für die Kinder usw. Es lohnt sich wirklich, nicht nur an diesem Tag in die Apotheke zu gehen.

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