Vita: 1935 in Amerdingen im Lkr. Donau/Ries geboren, dort die Volksschule besucht, Anfang 1949 nach Neuburg kommen, Besuch des Gymnasiums, 1958 Abitur, 6 Jahre Philosophie- und Theologiestudium in München, 1964 Priesterweihe, danach 7 Jahre Kaplan in verschiedenen Gemeinden der Diözese Augsburg, ab 1971 Pfarrer in Ehekirchen, ab 1990 Pfarrer in Türkenfeld bis zur Pensionierung, 2006 Rückkehr nach Neuburg.
Sie haben im Oktober 2009 die Pfarrer-Kapfer-Stiftung errichtet. Was hat Sie dazu bewogen? Und was ist Ziel und Zweck der Stiftung?
Lassen Sie mich dazu ein Stück zurückschauen: Der Jahreswechsel 1948/49 brachte in meinem Leben eine entscheidende Wende. Meine Tante und mein Onkel, die später meine Adoptiveltern wurden, kamen zu dieser Zeit aus Amerika nach Neuburg zurück .Damit begann meine Neuburger Zeit. Meine Adoptiveltern ließen Anfang der 50er Jahre das sog. „Amerikahaus“ errichten, dessen Erbe ich nach ihrem Ableben wurde. Ein finanziell sorgenfreies Leben war mir dadurch geschenkt worden. Damit komme ich nun zum Ziel und Zweck der Stiftung: Dieses sorgenfreie Leben haben viele Kinder und Jugendliche nicht, in Deutschland nicht und z.B auch in Uganda.nicht. Wenigstens andere ein bisschen daran teilhaben zu lassen, war und ist der Grund meiner Stiftung. In dankbarer Erinnerung an meine Eltern wollte ich nicht, dass das Erbe durch Erbschaft in Teile zerschlagen wird, sondern als Ganzes erhalten bleibt. Dies scheint mir der ideale Weg dafür zu sein. Die Erträgnisse aus dieser Immobilie sollen der Stiftung und damit Bedürftigen und Behinderten in der Stadt Neuburg, dem Lkr. Neuburg, dem Lkr. Donau-Ries und ebenso Kindern in Uganda zugute kommen.
Warum auch Kinder in Uganda? Haben Sie eine besondere Beziehung zu diesem Land?
Seit meiner Tätigkeit in Ehekirchen hatte ich in der Sommerzeit immer wieder mal Priester zur Urlaubsvertretung, u.a. aus Vietnam, Indien und zuletzt Pfarrer John aus Uganda. Nachdem er sein Studium in Manchester beendet hatte, trug er den Wunsch an mich heran, in seinem Heimatort Kagoma eine Schule bauen zu wollen und ob ich ihn nicht unterstützen möchte. Meine Pfarrgemeinde zeigte sich sehr interessiert und unterstützte mich mit Sternsinger-Aktion, Patenschaften und dergleichen mehr. 2003 waren einige zur Schuleinweihung in Uganda. Inzwischen ist die Schule auf 400 Schüler angewachsen und arbeitet sehr erfolgreich.
Wie stellen sie sich die Förderung von bedürftigen und behinderten Jugendlichen im Landkreis vor?
Um jemanden fördern zu können, muss die Stiftung von Notsituationen erfahren. Hilfreich kann auch sein, von anderen auf förderbedürftige Fälle aufmerksam gemacht zu werden. Oft ist die Not ja versteckt. Infrage kommen Einzelpersonen und Einrichtungen. Ein formloser Antrag an die Stiftung oder ein Anruf genügt: Tel.:08431/536118. Auch der Umweg über eine Behörde ist denkbar.
Wie finanziert sich das Ganze?
Das Stiftungsvermögen besteht aus der Immobilie “Amerikahaus“. Die Erträgnisse davon, die Mieteinnahmen, stehen zur Vergabe zur Verfügung.
Wer entscheidet, wer gefördert werden soll?
Die Stiftung besteht aus zwei Gremien: der Verwaltung und dem Kuratorium. Sie entscheiden.
Das ist eine schöne und vorbildliche Idee, gerade mit Blick auf die kommende Advents- und Weihnachtszeit. Worin sehen Sie als Pfarrer die Bedeutung und den Sinn des Weihnachtsfestes?
Denn für viele ist Weihnachten inzwischen zum reinen Konsumfest ohne religiösen Hintergrund geworden. An Weihnachten ist viel von Geschenken die Rede. Was man vom Christkind „kriegt“, ist geschenkt und nicht verdient. Hier liegen Weihnachten und die Stiftung eng beieinander, ebenso wenn es um das Leben überhaupt geht. Auch hier sprechen wir vom „Kinder kriegen“. Viel mehr als uns bewusst ist, bekommen wir etwas geschenkt: Liebe, Vergebung, Freude durch ein Kind, durch neues Leben! Wie groß ist die Freude bei Eltern, wenn ein Kind zur Welt kommt, nicht weniger bei den Großeltern. Auch an Weihnachten kommt neues Leben zur Welt. Wir feiern die Geburt dieses Kindes Jesus. Und dieses Kind ist ein Geschenk an uns Menschen, unverdient. Wer Weihnachten feiert und nicht „über sich ergehen lässt“, spürt zumindest am Hl. Abend etwas davon. Mein Wunsch ist, dass auch in uns dieses göttliche Kind wieder geboren wird, d.h. zum Leben kommt. Weihnachten bedeutet nicht nur die Geburt Jesu vor 2000 Jahren. Heute muss er in unseren Herzen geboren werden, zur Welt kommen, wieder zum Leben kommen: sein Denken, Handeln und Tun. Von Angelus Silesius stammt das Wort: „Wäre Jesus 1000 mal geboren aber nicht in dir, es nützte nichts.“ Dieser Jesus hat heute keine anderen Hände als die unseren, keine anderen Füße als die unseren und kein anderes Herz als das unsere. Wo wir sie ihm leihen, da ist Weihnachten.
Wie soll man sich speziell in der Weihnachtszeit verhalten?
Die Hilfsbereitschaft ist in den Tagen um Weihnachten sehr groß, um nur einen Aspekt anzusprechen. Wir haben die Aktionen zu Weihnachten in meiner früheren Pfarrei einmal zusammengezählt und waren selber mehr als überrascht. Die Spenden für Adveniat, dann die größte Sammelaktion von Kindern für Kinder, nämlich das Sternsingen und schließlich das Weihnachtsopfer der Kinder, ihre Opferkästchen, ergaben eine Summe von ca. 20 000 Euro. Niemand wird behaupten wollen, Jesus sei umsonst Mensch geworden. Das ist die materielle Seite! Eine großartige Sache ist auch der Adventskalender, der für Advent und Weihnachten in den Kirchen angeboten wird. Für jeden Tag gibt es Vorschläge, was Eltern oder Großeltern mit ihren Kindern bzw. Enkeln in dieser Zeit machen können: basteln, spielen, backen, Geschichten lesen, Lieder singen und, und, und……
Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft?
Dass ich noch vieles Erleben darf, was die Welt uns bietet und dass ich in meinem Beruf noch arbeiten kann und darf. Nach dem Motto: Pfarrer in Ruhestand oder Pfarrer in Rufbereitschaft.
Was wünschen Sie unseren Lesern?
Dass sie Freude haben an ihrem Leben, auch wenn es mal nicht so läuft. Dass alle einen Arbeitsplatz haben, denn Arbeit gibt nicht nur Verdienst, sondern macht auch Sinn, gibt unserem Leben Inhalt. Und was ich immer hinzufüge, wenn Menschen Wünsche aussprechen: Zufriedenheit. Was nützt das Geld, die Karriere etc. wenn diese Menschen nicht zufrieden sind? Und was soll ich einem Kranken wünschen? Sicher, dass er wieder gesund wird. Wenn das aber nicht der Fall ist? Dann die Kraft mit seiner Situation zurecht zu kommen. Mit Zufriedenheit meine ich bestimmt nicht, dass alles so bleiben soll, wie es ist – der Arme arm und der Reiche reich. Das wäre nicht im Sinne unserer Botschaft, die wir an Weihnachten wieder verkünden. Jesus ist arm geworden, damit wir reich werden. Reich an Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit, reich an Gutem. Das wollte und will er der Welt vermitteln. Und natürlich wünsche ich allen ein gesegnetes Fest und ein gutes Jahr 2010!