Sa. Apr 27th, 2024

Bye, bye and Hello
Der Machtwechsel im Weißen Haus

Am 20.1.2021 ging sie offiziell zu Ende: Die Zeit von Donald Trumps Präsidentschaft. Er verabschiedete sich mit den Worten: „Was wir getan haben, war in jeder Hinsicht erstaunlich“. Fürwahr – der 45.Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika hatte es immer wieder verstanden, für Aufregung zu sorgen.

An ihm scheiden sich die Gemüter wie kaum an einem anderen Präsidenten zuvor. Man hasste oder liebte ihn. Die einen sahen in ihm einen Heilsbringer, andere einen gefährlichen Aufschneider und Schauspieler. In Szene gesetzt hat sich der Mann mit der mittlerweile ergrauenden Goldtolle jedenfalls immer gern. Und das nicht nur vor seiner Präsidentschaft in einer Rolle in dem Film „Kevin allein in New York“, sondern auch während seiner Amtszeit – nicht zuletzt mit zahlreichen Tweets. 26293 Twitternachrichten sollen es insgesamt gewesen sein, mit denen er seine Berater und die etablierten Pressesprecher zur Verzweiflung brachte. Aber die Show, die er abzog, passt zur Hollywoodisierung aller Lebensbereiche, die sich nicht nur in Amerika beobachten lässt.

Unter mangelndem Selbstwertgefühl litt Trump jedenfalls nicht. Abgewählt zu werden, war für ihn daher einfach unvorstellbar, weshalb er bis zuletzt an seinem Narrativ festhielt, um den Wahlsieg betrogen worden zu sein. Der so genährte Verdacht einer Wahlfälschung führte schließlich dazu, dass wütende Trump Anhänger das Kapitol stürmten. Die Bilder davon, die um die ganze Welt gingen, sind uns noch lebhaft in Erinnerung. Der wenige Tage später stattfindenen Amtseinführung Joe Bidens blieb Trump fern, womit er ein letztes Mal gegen übliche Konventionen verstieß.

Joe Biden, von manchen auch als Anti-Trump bezeichnet, steht dementsprechend für ein Kontrastprogramm. Von ihm wird gesittetes Benehmen erwartet. Europa und auch China setzen große Hoffnungen in den neuen Präsidenten, der mit seinen 78 Jahren zugleich der bisher älteste Amtsinhaber sein wird. Joe Biden steht in der Tradition von Bill Clinton und Barack Obama, die neben George W.Bush zu seiner Amtseinführung geladen waren. Aufgrund von Corona gab es keine jubelnden Menschenmengen vor dem Kapitol, dafür wehende Amerikaflaggen und die von Lady Gaga gesungene amerikanische Nationalhymne. Mit seiner Ankündigung “Wir werden mit Schnelligkeit nach vorne preschen, denn wir haben…viel zu tun, viel zu reparieren, viel wiederherzustellen…“, deutete Joe Biden unumwunden an, dass er vorhat, die Hinterlassenschaften von Trumps Regierungszeit nach Möglichkeit komplett zu entrümpeln.

Übrigens nicht nur im Politischen, sondern auch ganz konkret im Oval Office des Weißen Hauses, das er mit seinem Einzug sofort umgestalten ließ. Das Porträt von Andrew Jackson über dem Schreibtisch wurde gegen eines von Benjamin Franklin ausgetauscht, Trumps Militärfahne gegen die US-Flagge, und die Cola Flasche auf dem Schreibtisch musste einer Kaffeetasse weichen. Der neue Präsident wird auch noch in vielen anderen Dingen die Ärmel hochkrempeln müssen. Er steht vor keinem leichten Erbe, nicht zuletzt die Coronakrise hat Amerika in ein tiefes Loch gestürzt. Beherrschende Themen für den 46.Präsidenten werden daher die Bekämpfung von Corona sein, das Klimaabkommen, die Handelsbeziehungen zu China, das Gesundheitswesen und die Einigung einer tief gespaltenen Gesellschaft.

Alle Welt hofft, dass der 78-Jährige diese Aufgaben mit mehr Erfolg bewältigen kann als sein Vorgänger Donald Trump. Dessen Abgang war nicht gerade rühmlich. Aber, das sei der Gerechtigkeit halber vermerkt, er war immerhin der erste Präsident seit Jahrzehnten, der keinen Krieg angezettelt hat. Wenn wir das in vier Jahren auch von dem Hoffnungsträger Joe Biden behaupten können, dann haben wir bereits viel gewonnen. – Christiane Maria Borrmann, brennessel Magazin

Kommentar verfassen