Eichstätt (upd) – Die Digitalisierung im Bereich sozialer Dienstleistungen kommt bislang nur punktuell voran. Gleichzeitig stagniert der Wertbeitrag, den die Informationstechnologie für die Branche leistet – und das seit über einem Jahrzehnt. Dies sind zentrale Ergebnisse des gerade erschienenen IT-Reports für die Sozialwirtschaft 2021, den die Arbeitsstelle für Sozialinformatik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) seit 2007 jährlich herausgibt.
Die Autoren, Professor Helmut Kreidenweis (KU) und Professor Dr. Dietmar Wolff (Hochschule Hof) stellen fest, dass sich das Bewusstsein für die strategische Bedeutung der Digitalisierung in der Branche gefestigt hat. Gehandelt werde jedoch meist nur dort, wo der Druck am größten ist: etwa bei der Mitarbeitendenakquise und -kommunikation. Dagegen setze noch nicht einmal ein Drittel der befragten Organisationen technische Assistenzsysteme ein und Bildungsangebote zur Förderung digitaler Teilhabe hält nur knapp die Hälfte vor. Roboter nutzen bislang weniger als 4 Prozent. Als zentrale Risiken der Digitalisierung nennen die Träger dabei die mangelnde Refinanzierbarkeit und fehlendes Knowhow.
Bedenklich, so Kreidenweis, ist vor allem der Befund, dass sich soziale Organisationen über ein Jahrzehnt nicht in der Lage sahen, die Potenzial der IT besser auszuschöpfen. „Warum wurde offensichtlich über die ganze Zeit nichts getan, dieser Ressourcen-Verschwendung Einhalt zu gebieten?“, fragt sich der Autor. Er sieht dabei jedoch nicht nur die Träger, sondern auch die Politik in der Verantwortung: „Ähnlich wie im Klinikbereich müssen nun endlich auch massiv Finanzmittel in die Sozialwirtschaft gepumpt werden, um die Branche digital zukunftsfähig zu machen.“
Untersucht wurde im aktuellen Report auch, inwiefern die Corona-Pandemie der Digitalisierung einen Schub verliehen hat. „Eher nein“, meint Wolff, „denn Videokommunikation und Home-Office haben zwar stark zugenommen, aber dort wo es um tiefergreifende Änderungen geht, etwa bei der Digitalisierung interner Prozesse, gab es kaum Bewegung.“ Doch immerhin zeigen die Auswertungen, dass die Motivation zur Nutzung digitaler Technologien gestiegen ist.
Kaum unter der Pandemie gelitten haben die Software-Anbieter für die Branche. Zwar hat sich der „Geschäftsklimaindex“ gegenüber 2020 geringfügig verschlechtert, doch liegt er noch immer über dem Niveau der Jahre zwischen 2008 bis 2016. Umsätze, Kunden- und Mitarbeitendenzahlen sind dagegen im Durchschnitt gewachsen. Neben solchen empirischen Analysen liefert der IT-Report auch die jährlich mit Spannung erwarteten Rankings der Anbieter von Software für die Branche.
Weitere Informationen unter www.sozialinformatik.de. Der IT-Report für die Sozialwirtschaft 2021 kann als digitales Dokument zum Preis von 72,– Euro gegen Rechnung bezogen werden per Mail an christine.vetter@ku.de. – Constantin Schulte Strathaus, KU Eichstätt-Ingolstadt