Bayerns Gesundheitsminister: Leiharbeit sollte Ausnahme bleibenMünchen – Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek will den Einsatz von sogenannten Springern in der Langzeitpflege etablieren, die bei kurzfristigen Personalengpässen zum Einsatz kommen. Im Gegenzug sollen Leiharbeitskräfte auch künftig die Ausnahme bleiben. Der Minister betonte am Montag: „Wir suchen händeringend nach qualifizierten Fachkräften in der Pflege. Dazu brauchen wir überzeugende Konzepte und vor allem attraktive Rahmenbedingungen, die wir gemeinsam mit den Praktikern entwickeln müssen. So braucht es beispielsweise bessere Dienstplanmodelle und verlässliche Arbeitszeiten. Ich unterstütze neue Ansätze, die auf Springermodelle setzen, egal ob einzelne Springerkräfte bzw. -dienste oder einrichtungseigene oder einrichtungsübergreifende Springerpools. Denn klar ist: Leiharbeitskräfte können zwar eine Ergänzung, aber keine Dauerlösung sein.“
Holetschek betonte: „Neben einer angemessenen Bezahlung ist auch Verlässlichkeit beim Dienstplan ein wesentlicher Beitrag, den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten. Ich bin der festen Überzeugung, dass Springerkonzepte dem Einsatz von Leiharbeitskräften überlegen sind – langfristig auch wirtschaftlich. Die Springerkräfte kennen die Einrichtungen und sind daher für die Kolleginnen und Kollegen viel entlastender und für die Versorgung der Pflegebedürftigen hilfreicher als Leiharbeitskräfte.“
Der Minister ergänzte: „Die Ergebnisse eines Projekts der Diakonie Bayern für den Bereich der Langzeitpflege zeigen: Wurden Springerkonzepte entwickelt, sanken die Krankmeldungen und Überstunden erheblich, während die Arbeitszufriedenheit stieg. In einem guten Arbeitsumfeld bleiben Pflegekräfte gern länger. Denn klar ist: Das ständige Einspringen für Kolleginnen und Kollegen, obwohl man eigentlich frei hätte, sorgt für große Unzufriedenheit und macht auf Dauer krank.“
Holetschek betonte: „Der Einsatz von Leiharbeitskräften, die kurzfristig zur Verfügung stehen, wird in der Praxis wohl nie ganz zu vermeiden sein. Aber diese Zweiteilung in der Mitarbeiterschaft ist keine ideale Lösung. Ich halte es für eine Fehlentwicklung, wenn Pflegekräfte in die Leiharbeit wechseln. Darauf müssen wir reagieren, genau hinschauen, die Gründe benennen und Verbesserungen herbeiführen. Die teils unterschiedlichen Rahmenbedingungen sind es ja gerade, die auch in der Krankenpflege immer mehr hochqualifizierte Pflegekräfte dazu veranlassen, in die Leiharbeit zu wechseln. Dem müssen wir gegensteuern. Die Arbeitgeber sind daher gefordert, etwa über eine verlässliche Dienstplangestaltung ihrer Stammbelegschaft dieselbe Sicherheit für ein freies Wochenende zu geben wie Leiharbeitskräften. Und die Tarifvertragsparteien haben es in der Hand, Unterschiede in der Vergütung und den Arbeitsbedingungen aufzugreifen und die Situation der Stammbelegschaft weiter zu verbessern. Die Tendenz zur Leiharbeit muss gestoppt werden. Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger und durch Verbote, sondern dadurch, dass den Gründen für einen Wechsel in die Leiharbeit der Boden entzogen wird.“
Der Minister bekräftigte: „Ich setze mich für gute, innovative Lösungen ein und werde auch in länderübergreifenden Gremien das Thema Springerkonzepte immer wieder zur Sprache bringen. So wird es im Oktober in Berlin mit allen relevanten Akteuren der Langzeitpflege ein Treffen geben, um auszuloten, wie man Springerkonzepte vernünftig vorantreiben und dadurch die Leiharbeit auf das notwendige Maß reduzieren kann. Klar ist: Die Errichtung einer ‚mobilen Reserve‘ in der Langzeitpflege ist Aufgabe der Arbeitgeber, aber die Refinanzierbarkeit und ein praktikabler arbeitsrechtlicher Rahmen sind Aufgabe des Bundes. Hier gibt es noch einiges zu tun!“
Holetschek betonte: „Qualifizierte Fachkräfte für die Pflege zu gewinnen und auch zu halten, gehört für mich zu den zentralen Aufgaben einer zukunftsfähigen Gesundheitspolitik. Wir müssen hier alles tun und nichts unversucht lassen, um die Arbeitsbedingen für diesen wichtigen und wertvollen Beruf zu verbessern. Die Entwicklung innovativer Arbeitszeitmodelle wie das Etablieren von Springern gehört für mich unbedingt dazu.“ – Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege