Wer Schrobenhausen kennt, der weiss um die Bauer-Unternehmensgruppe, die mit weltweit über 4.000 Beschäftigten, eine der größten Unternehmungen im Tiefbausektor weltweit darstellt. Wer Schrobenhausen besser kennt, der weiss, dass es nicht nur Väter dieses Erfolges gibt, sondern eben auch eine ‚Mutter’… Marlies Bauer ist seit 1953 als Betriebswirtin mit im Geschäft ihres Mannes tätig und hat sich in den Nachkriegsjahren nicht nur um die Firma, sondern gleichsam um die Stadt Schrobenhausen kulturell, wirtschaftlich und sozial verdient gemacht. Wir wollen ein Licht auf all‘ das werfen, wofür Marlies Bauer sich eingesetzt hat und noch einsetzt…“Ich kenne mich aus mit der Presse…”
bringt Marlies Bauer am Anfang des Interviews zum Ausdruck, ist es doch erst knapp zwei Jahre her, dass sie sich aus der Redaktion der Firmenzeitung ‚Bohrpunkt‘ als verantwortliche Redakteurin zurückzog. Seit der ersten Nummer des Bohrpunkts 1972 war sie dabei und hat viele Jahre als Einzelkämpferin das Firmenzeitungsprojekt über Wasser gehalten. Insbesondere war es in den letzten Jahren notwendig, die Krise am Bau auch redaktionell zu begleiten und unsere Bemühungen auf der Suche nach Lösungen darzustellen. Hier lobt Marlies Bauer die Zusammenarbeit mit F.J. Mayer, mit dem sie über 15 Jahre lang zusammen in der Redaktion arbeitete. Mayer wird die Redaktion des Bohrpunktes weiterführen. Doch das ist Vergangenheit. Marlies Bauer sagt heute über sich, sie sei Rentnerin und mache nichts mehr, ausser…
Marlies Bauer ist im Vorstand der Caritas Schrobenhausen und im Historischen Verein aktiv. “Insgesamt war ich 24 Jahre lang Stadträtin, 12 Jahre Kreisrätin und davon 12 Jahre lang Kulturreferentin. Dabei fällt mir jetzt auf, dass es weitaus schwieriger ist, sich aus dem Betrieb als aus der Politik zurück zu ziehen. Schließlich habe ich aufgrund meiner Tätigkeit in unserer Firma beinahe die ganze Welt gesehen und dadurch viele Kontakte hergestellt.
Wie alles begann…
“Ich habe 1953 in das Unternehmen sozusagen ‚eingeheiratet‘. Wir hatten damals weit unter einer Million Umsatz. Als ausgebildete Betriebswirtin habe ich von Anfang an voll mitgearbeitet. Als wir dann sechs Kinder hatten, suchten wir einen kaufmännischen Leiter. Mein Vater war viele Jahre Stadtrat und stellv. Bürgermeister in Meersburg am Bodensee und ich glaube es liegt der Familie, dass auch wir uns ehrenamtlich in vielen Bereichen engagieren. So ist zum Beispiel mein Sohn Thomas Präsident des bayerischen Bauindustrieverbandes und Vizepräsident der deutschen Bauindustrie. Dass dies bereits seit Jahren keine angenehmen Aufgaben sind, das kann man sich angesichts von jährlich 100.000 verlorener Arbeitsplätze deutschlandweit wohl vorstellen. Auch unsere Firma musste viele Strukturveränderungen vornehmen, jedoch ist der Vorteil der, dass wir weltweit tätig sind. Aber auch im Ausland ist man vor ‚Überraschungen‘ nicht gefeit. Zum Beispiel konnten wir wegen der Krankheit SARS in China über einen gewissen Zeitraum kaum geschäftliche Gespräche führen oder Kontakte pflegen. Der kleinste Schnupfen eines Mitarbeiters löste eine Panik aus… Meine kleine politische Karriere begann 1966, als wir in einer Art Bürgerinitiative für den Erhalt des Alten Rathauses protestierten. Prompt wurde ich als Kandidatin für die CSU aufgestellt und zu meiner eigenen Verwunderung auch noch gewählt. Schon einige Jahre vorher hatte ich als Vorsitzende der Schuulpflegschaft, das war die Vorgängerinstituion des Elternbeirats, den Neubaru einer Volksschule iniziiert.
Auf vielen Hochzeiten
Eine Frau mit sechs Kindern, einer Menge Ämter, die Firma im Rücken etc. etc. – Wie kann das gehen? “Ich war ja damals im Betrieb nicht angestellt, also eine ‚mitarbeitende Ehefrau‘. Natürlich hatte ich für unsere Kinder gute Hausmädchen oder eine Kindergärtnerin, die verantwortungsvoll mit unserem Nachwuchs umgegangen sind. Somit stand mir relativ viel Zeit für andere Aufgaben zur Verfügung. Die meiste Arbeit und insbesondere den Aufwand mit der Betriebszeitung erledigte ich von zu Hause aus, um meine Kinder zumindest um mich zu haben. In den 24 Jahren als Stadträtin war ich 12 Jahre Kulturreferentin, Mitarbeiterin im Finanzausschuss, Redakteurin der Firmenzeitung, Mutter und last not least Mitglied des Kreistages. So ganz nebenbei wird man noch Geschäftsführerin des Tennisclubs oder Elternbeiratsvorsitzende des Gymnasiums.”
Bewusst aufhören – ein bisschen Rückzug!
“Mein großer Vorteil ist es, dass ich mich selbst zurücknehmen kann. Speziell als Kulturreferentin setzte ich meine Kräfte für die Leute ein, die etwas voranbringen wollen. Mit 60 Jahren ziehe ich mich ganz bewusst von der politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Bühne zurück. Danach habe mich kontinuierlich von meinen Aufgaben zurückgezogen. Bei der großen Familie ist auch jetzt noch genügend zu tun. Dazu muss ich natürlich anfügen, dass mich die Aufgaben als Vorstand bei der Caritas stark fordern. Hier geht es um die Umwandlung von einer caritativen Einrichtung zu einem Wirtschaftsbetrieb. Die Finanzierung des gesamten Aufgabenspektrums, unter Berücksichtigung von traditionellen Bereichen, wie Drogen- oder Schuldnerberatung, die sehr kostenintensiv sind, stellt sich oftmals als sehr schwierig dar. Ich versuche hier in meiner Eigenschaft als Betriebswirtin und im Blick auf meine vielen Kontakte, mein Bestes zu geben.”