Sa. Apr 27th, 2024

NeuburgWas ist denn das für eine Überschrift? Würden sich wohl viele Leser fragen… Doch möchte ich das nicht weiter erklären..; vielleicht damit, dass mir die Durchleuchtung meines Lebens langsam immer mehr zum Hals raushängt. Egal, ob Grundsteuer, Kreditanträge, Zensus, Steuererklärung oder einfach nur stinknormale Bewerbungen, der deutsche Einwohner von 2023 ist zur gläsernen Person geworden.
Aber was mittlerweile bis zum Himmel schreit ist die unprofessionelle Vorgehensweise, wie mit den erhobenen Daten umgegangen wird. Kaum überschreite ich mit dem Dispo einen gewissen Kontostand, melden sich schon verschiedene Plattformen und bieten mir einen Kredit an. Wenn Stephan Weil uns wieder und wieder einmal das Leben erklärt und darauf verweist, dass ‚am Ende des Tages‘ das Eine oder Andere zählt, dann sitze ich auf der Couch und addiere diese so wunderbare Weisheit auf Wiederholung und Häufigkeit. Nicht der Inhalt ist von Relevanz, sondern wie oft Weil ‚am Ende des Tages‘ performt…

ZWISCHEN LOL UND MONTAGEHALLE…
Die politische Rhetorik dieser Zeiten zeigt einen neuen Zeitgeist auf. Wer einem Christian Dürr von der FDP nur fünf Minuten zuhört, wird feststellen, dass jedes Gesetzesvorhaben zurück ‚in die Montagehalle‘ muss. Was er damit meint, ist, dass unausgegorene Probleme durch Anfechtungen der Koalitionäre noch einmal diskutiert und modifiziert oder überarbeitet werden müssen, wie z.B. bei der Abschaffung des Verbrenners oder dem aufgezwungenen Heizungstausch.

Da sich die politischen Lager der Nation immer gegenseitig auskundschaften, werden dann einige der Formulierungen des Tages nahezu ungeprüft übernommen… Und so befinden wir Leser und Zuhörer uns tatsächlich am späteren Abend in einer Art ‚Montagehalle‘, weil insbesondere diese Formulierung es zum Statement des Tages gebracht hat. Im Grunde bleibt aber grundsätzlich der wichtigste Aspekt von Politik erhalten, eben mit sehr viel kaum etwas zu sagen. Leider hört sich das in 2023 relativ langweilig und armselig an. Meister des Unfugs ist sicherlich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, der stets auf dem Hengst reitet, dass die Bayern die schönsten, und besten und reichsten und erfolgreichsten Deutschen und so weiter … sind! Das jedoch ist zumindest keine blasse Platitüde sondern ein erwartbares Programm. Hier ist eher zu beobachten, wie seine politischen Gegner im eigenen Lager manch‘ Formulierung gerne übernehmen und nachahmen…

Da bleibt die Frage, woher diese rhetorischen Armseligkeiten kommen. Ich denke, dass das mit der Zusammenarbeit der Politik mit den Medien zu tun hat. Hier werden von den einzelnen Protagonisten Interviews sowohl für den Printbereich als auch für die verschiedenen Sender gegeben. ‚Am Ende des Tages‘ (und diesmal kann man das so sagen) warten die Talkprofis in ihren medialen Spinnennetzen und kämpfen um die begehrten Einschaltquoten.

Wenn in der Headline von LOL die Rede ist, dann kommen wir einer weiteren Ursache für die vereinfachte Rhetorik in der Politik auf den Grund. Ja, es ist die digitale Ebene. Hier haben wir es zunehmend mit vereinfachten Floskeln zu tun, wie LOL,Alter, Digga oder ‚tatsächlich keine Ahnung‘ und vielem vielem mehr… – da müsste ich jetzt die Kinder fragen, was gerade angesagt ist.
Hier werden ganze Textabsätze und Gefühlsregungen mit Abkürzungen reduziert, hinter deren Sinn man ab 30 wohl nicht mehr blicken kann. Dazu existiert keine Groß- und Kleinschreibung mehr und alles ist ‚voll schöön‘! Da Bayerns Markus Söder sich nun auch regelmäßig auf TikTok und Instagram blamiert, ist da in Richtung Sprache in Zukunft wohl noch einiges zu erwarten.

Doch kommen wir noch einmal zur Headline… Großspurig konstatiert uns Ricarda Lang den Fahrplan zwischen Krieg und Frieden, erklärt uns den Umstieg unserer Heizquellen und die neue Klimapolitik und zu guter letzt, was wir wohl in Zukunft essen sollen… Und genau bei Letzterem fliegt die Sache wohl endgültig auf. Diese Regierung geht immer mehr dazu über uns zu bevormunden, uns auszukundschaften und mit den erworbenen Daten übelstes Schindluder zu treiben. Stellen Sie sich vor, Sie hätten kein Bargeld mehr und alle Verläufe Ihrer Tätigkeiten wären per Knopfdruck abrufbar… – ach‘, Sie haben Ihr Bargeld bereits aufgegeben… – für so eine läppische Zahlungs- oder Kreditkarte oder für ein ‚geschissenes Handy mit Bezahlfunktion’… oooh, dann ist es schon zu spät… – dann ist es mit der Freiheit endgültig dahin! – B.B., brennessel Magazin

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