Sa. Apr 27th, 2024

Lagebild 2022 für das Polizeipräsidium Oberbayern Nord
Ingolstadt – Im Zuständigkeitsbereich des PP Oberbayern Nord wurden im Jahr 2022 insgesamt 736 Fälle von „Gewalt gegen Polizeibeamte“ (GewaPol) gemeldet. Damit waren 80 Fälle bzw. 12,2 % mehr als noch in 2021 zu verzeichnen.
Langfristig betrachtet ergab sich damit der zweithöchste Wert der letzten 10 Jahre.
Mit einer Häufigkeitszahl (Straftaten je 100.000 Einwohner) von 46 ist zwar ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen, gleichwohl weist das Polizeipräsidium Oberbayern Nord damit im direkten Vergleich mit den anderen Bayerischen Polizeipräsidien den zweitniedrigsten Wert innerhalb Bayerns aus.

Im Jahr 2022 wurden 1.941 Beamtinnen und Beamte im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ausübung ihres Dienstes Opfer von Gewalt. Das entspricht einer Zunahme von 251 (+14,9%) im Vergleich zum Vorjahr. Dabei wurden 265 Beamtinnen und Beamte verletzt. Auch dies entspricht einer Steigerung von 6,4% zum Vorjahr. Zwei Beamte erlitten durch körperliche Angriffe schwere Verletzungen.

Die Fälle des tätlichen Angriffs und Fälle der einfachen Körperverletzung stiegen im Vergleich zum Jahr 2021 um 58 Taten auf 260 an (+28,7%). Gefährliche Körperverletzungen hingegen gingen erfreulicherweise auf insgesamt 14 Taten zurück. Dies entspricht einem Minus von 54,8%.

Herauszuheben ist ein Vorfall vom 17.05.2022, bei dem ein Mann einen „Molotowcocktail“ auf Beamte der PI Starnberg und der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck geworfen hatte. Die Polizisten blieben unverletzt, gegen den Täter wurde ein Verfahren wegen versuchten Mordes eingeleitet.

Eine häufige Form der Gewalt gegen Polizeibeamte stellen Beleidigungen dar. Mehr als ein Drittel (35,3%) aller registrierten Delikte sind diesem Bereich zuzuordnen. Mit 260 Fällen war eine gleichbleibende Tendenz zum Vorjahr (258) erkennbar.

16 Angehörige des PP Oberbayern Nord waren nach GewaPol-Delikten dienstunfähig. Diese Beamtinnen und Beamten fehlten ihren Dienststellen insgesamt 134 Tage. Im Jahr 2021 waren noch 13 Beamtinnen und Beamte dienstunfähig gemeldet worden, die Zahl der Dienstausfalltage lag mit 53 deutlich niedriger.

Die Auswertung der Tatörtlichkeiten zeigt eine signifikante Zunahme bei Veranstaltungen sowie in Gaststätten und Diskotheken. Diese Bereiche hatten in den Vorjahren aufgrund der Corona-Pandemie kaum eine Rolle gespielt. Auch der Anstieg von Taten auf Straßen, Wegen und Plätzen dürfte mit dem Wegfall von Beschränkungen im Zusammenhang stehen.

Insgesamt wurden 625 Tatverdächtige ermittelt. 83 % davon waren Männer, 17 % Frauen.
62,1 % der Tatverdächtigen standen bei der Tat unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen (Vorjahr 60,6%).

Der Anteil Nichtdeutscher an den Tatverdächtigen erreichte mit 29,8% den niedrigsten Wert seit 2015. Zugenommen hat jedoch der Anteil der Zuwandernden unter den Tatverdächtigen: Deren Anteil stieg auf 12,2% (Vorjahr 10,6%).

Fokus auf die Stadt Ingolstadt
Einen regionalen Deliktsschwerpunkt bilden weiterhin die Großstädte und damit Ingolstadt für den Norden Oberbayerns. In der Häufigkeitszahl (Straftaten je 100.000 Einwohner) von 100 (-10) zeigt sich dort eine rückläufige Deliktsbelastung.
Die Kriminalitätsbelastung im Bereich der Gewalt gegen Polizeibeamte ist in Ingolstadt jedoch immer noch die dritthöchste im Vergleich der Bayerischen Städte über 100.000 Einwohner.

In Ingolstadt wurden 138 GewaPol-Delikte gemeldet. Dies stellt einen Rückgang um 8 % gegenüber dem Vorjahr dar. 383 Beamtinnen und Beamte wurden angegriffen (-36), dabei wurden 55 Einsatzkräfte verletzt (keiner schwer).

In Ingolstadt wurden 117 Tatverdächtige ermittelt, zwei mehr als im Vorjahr. Mit 44,4% erreicht der Wert der nichtdeutschen Tatverdächtigen den höchsten Wert seit Erstellung der Statistik.

Zum Anstieg der Gewaltdelikte gegen Polizeibeamtinnen und -beamte sagt Polizeipräsident Günther Gietl:

„Gewalt gegen Einsatzkräfte ist nicht hinnehmbar! Es darf nicht zur Normalität werden, dass sich Polizistinnen und Polizisten permanent der Gefahr aussetzen, bei der Ausübung ihres Berufes beleidigt oder gar verletzt zu werden. Wir werden diese Delikte daher weiterhin mit aller Konsequenz zur Anzeige bringen.“ – Polizeipräsidium Oberbayern Nord

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