Fr. Apr 26th, 2024

Rund anderthalb Jahre sammelte der Untersuchungsausschuss zur Kapitol-Attacke Beweise gegen Ex-Präsident Trump. Jetzt hat das Gremium einstimmig strafrechtliche Ermittlungen empfohlen. Doch über eine Anklage entscheidet das Justizministerium.

München – Es ist ein beispielloser Schritt im politischen Washington: Der Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das US-Kapitol will den früheren US-Präsidenten Donald Trump vor Gericht bringen. Das Gremium des US-Repräsentantenhauses empfiehlt, strafrechtliche Schritte gegen Trump und Vertraute einzuleiten – darunter wegen des schwerwiegenden Tatvorwurfs der Aufruhr. Zur Last gelegt werden dem Ex-Präsidenten ferner Behinderung eines öffentlichen Verfahrens, Verschwörung gegen die US-Regierung und Falschbehauptung gegenüber dem Staat. Die Entscheidung des Ausschusses hat in erster Linie symbolische Bedeutung. Das Justizministerium entscheidet darüber, ob Anklage gegen Trump erhoben wird.

Kapitol-Ausschuss erneuert bei letzter Anhörung Vorwürfe gegen Trump
Der Untersuchungsausschuss hatte zuvor zu Beginn seiner letzten öffentlichen Anhörung die schweren Vorwürfe gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump erneuert. „Noch nie hat ein Präsident der Vereinigten Staaten einen gewaltsamen Versuch unternommen, die Machtübergabe zu blockieren“, sagte der Ausschussvorsitzende Bennie Thompson am Montag zu Beginn der Sitzung des Gremiums in der US-Hauptstadt Washington. Trump habe gewusst, dass er die Präsidentschaftswahl 2020 verloren habe. „Am Ende rief er einen Mob nach Washington“, so der Demokrat Thompson weiter. Dafür müssten Verantwortung übernommen werden, die es nur im Strafrechtssystem geben könne.

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In den vergangenen knapp 18 Monaten hat der Ausschuss untersucht, wie es zum Sturm von Anhängern Trumps auf den Sitz des US-Kongresses am 6. Januar 2021 kam, in dem damals die Wahlniederlage des Republikaners gegen Joe Biden beglaubigt werden sollte. Eine von Trump aufgestachelte Menge drang gewaltsam in das Gebäude ein, fünf Menschen starben. Die Bestätigung des Wahlsiegs von Biden wurde unterbrochen, Abgeordnete flüchteten und schlossen sich in Büros ein. Zuvor hatte Trump während einer Kundgebung in der Nähe seine bewaffneten Anhänger ermutigt, zum Kapitol zu marschieren und „wie die Hölle zu kämpfen“.

Republikanerin Cheney über Trump: „Er ist für kein Amt geeignet“
Die Vize-Vorsitzende des Untersuchungsausschusses hält den früheren US-Präsidenten für kein politisches Amt mehr geeignet. Die Republikanerin Liz Cheney erklärte vor der Empfehlung des Untersuchungsausschusses: „Ein Mann, der sich zu so einem Zeitpunkt so verhält, darf nie wieder ein Amt in unserer Nation bekleiden, er ist für kein Amt geeignet.“

Der 6. Januar 2021 sei das erste Mal gewesen, „dass ein amerikanischer Präsident seine verfassungsmäßige Pflicht zur friedlichen Machtübergabe an den nächsten verweigerte“, sagte Cheney. Trump habe die gewaltsamen Ausschreitungen vom Oval Office aus im Fernsehen verfolgt und stundenlang keine öffentliche Erklärung abgegeben, obwohl ihn seine Mitarbeiter, Mitglieder seiner Familie und Anwälte darum gebeten hätten. – BR

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