Russland hat den Untergang seines Kriegsschiffs „Moskwa“ bestätigt. Warum das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte gesunken ist, bleibt unklar. Die Ukraine will es mit Raketenbeschuss versenkt haben.
Der schwerbeschädigte russische Raketenkreuzer „Moskwa“ ist russischen Angaben zufolge gesunken. Warum das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte untergangen ist, ist unklar. Laut Russland ist es während eines Sturms untergegangen. Das ukrainische Militär hatte zuvor gemeldet, die „Moskwa“ sei von einer Anti-Schiffs-Rakete getroffen worden. In dem Gebiet zwischen Odessa und Sewastopol, in dem sich das Schiff befunden hat, hat es laut dem ARD-Meteorologe Karsten Schwanke jedoch zu dem Zeitpunkt kein Sturm gegeben. „Windstärke 4 im Mittel, Böen bis 6 Bft. (Sturm ab 9 Bft.)“, schreibt Schwanke auf Twitter.
Alle Mann von Bord
Auf dem Lenkwaffenkreuzer „Moskwa“ war zuvor ein Feuer ausgebrochen, das zu Explosionen führte und die gesamte Besatzung zwang, das Schiff zu verlassen, wie das russische Verteidigungsministerium einräumte. Dass die „Moskwa“ von einer oder mehreren Raketen getroffen worden sei, wie von ukrainischer Seite berichtet, stritt Russland aber ab. Aus dem US-Verteidigungsministerium hatte es zunächst noch geheißen, das Schiff sei nach Ausbruch des Feuers aus eigener Kraft Richtung Osten unterwegs.
Stundenlang Feuer auf dem Schiff
Auch Stunden nachdem der Brand ausgebrochen sei, sei er noch nicht gelöscht gewesen, hieß es aus dem Pentagon. Der Brand brach demnach aus, als das Schiff 60 bis 65 Seemeilen südlich von Odessa im Schwarzen Meer lag. Das US-Verteidigungsministerium machte keine Angaben darüber, was das Feuer ausgelöst habe.
Das Verteidigungsministerium in Moskau nannte keine Brandursache, erklärte aber, wegen des Brandes sei Munition detoniert. Die gesamte Besatzung sei in Sicherheit gebracht worden. Später versicherte das Ministerium, der Kreuzer sei schwimmfähig und solle in einen Hafen geschleppt werden. Die wichtigsten Raketenwaffen seien nicht beschädigt, hieß es zunächst noch von russischer Seite.
Offensive im Donbass ohne „Moskwa“
Russland muss damit kurz vor Beginn seiner erwarteten Offensive im Donbass im Osten der Ukraine auf die „Moskwa“ mit ihrer gewaltigen Feuerstärke verzichten. Das Schiff kann 16 Langstrecken-Marschflugkörper transportieren. An Bord der „Moskwa“ befinden sich üblicherweise rund 500 Besatzungsmitglieder. Bis Sonntag lag der Kreuzer noch im Hafen von Sewastopol auf der Krim, wie aus Satellitenfotos hervorgeht. Am Donnerstag war seine Position wegen einer dichten Wolkendecke mit kommerziellen Satelliten nicht zu erkennen.
Schiff „Moskwa“ attackierte zu Kriegsbeginn Schlangeninsel
Die „Moskwa“ hatte zu Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine die nahe der rumänischen Grenze gelegene ukrainische Schlangeninsel nahe der Donaumündung ins Schwarze Meer attackiert und die dort stationierten Soldaten zur Kapitulation aufgerufen – ohne Erfolg. 19 ukrainische Marinesoldaten gerieten bei der Attacke in russische Gefangenschaft. Ende März wurden sie nach Angaben des ukrainischen Parlaments im Rahmen eines Gefangenenaustauschs mit Russland freigelassen.
Kriegsschiffe werden selbst zu Zielen
Die 1979 zu Wasser gelassene und 1983 in Dienst gestellte „Moskwa“ war mehr als 180 Meter lang. Sie war für die russische Marine sehr wichtig. Es ist das zweite größere russische Schiff, das im Ukrainekrieg Schaden nahm. Erst vor knapp drei Wochen war ein Landungsschiff der russischen Kriegsmarine im Hafen der besetzten südukrainischen Stadt Berdjansk infolge eines Raketenangriffs versenkt worden. Russische Kriegsschiffe, die bislang ungehindert in ukrainischen Gewässern navigierten und von dort Landziele unter Beschuss nahmen, werden offenbar zunehmend selbst zum Ziel von Angriffen.
Ukrainische und britische Raketen gegen Kriegsschiffe
Kiew hat sich neben den im eigenen Land hergestellten „Neptun“-Raketen unlängst auch Anti-Schiffsraketen aus Großbritannien gesichert. Um diesen Geschossen zu entgehen, müssen die russischen Kriegsschiffe wohl den Abstand zur Küste vergrößern. Landemanöver wie in Odessa, über die seit Wochen spekuliert wird, werden damit deutlich unwahrscheinlicher. – BR